TSUNETOMO YAMAMOTO: "HAGAKURE"

"Hagakure" heißt der 300 Jahre alte Ehrenkodex der Samurai, den Tsunetomo Yamamoto (1659-1719) seinerzeit einem Schreiber diktierte. Erstmals liegen nun die beiden Teile der Schriften mit dem Untertitel "Der Weg des Samurai" als ein Band auf Deutsch vor.

Die darin festgehaltenen Schlüsseltugenden von Entschlossenheit, scharfem Verstand und Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten verbunden mit der Forderung nach unbedingter Loyalität erinnern sowohl an manche Lehren Nietzsches wie an die Geisteshaltung der SS, bei der das "Hagakure" eine beliebte Lektüre gewesen sein soll. Der Ehrenkodex der japanischen Ritterkaste kennt nach Yamamotos Schriften nur die Ethik des Siegers und die des Gehorsams. Wenn dann noch wiederholt die rituelle Selbsttötung, der 'Seppuku', beschworen und die entsprechende Gleichgültigkeit gegenüber dem Tod propagiert wird, zeigt sich der begrenzte Aussagewert dieser hehren Thesen für modernere Zeiten.

Dazu muss man verstehen, dass Yamamoto selbst Samurai-Krieger war und später Zen-Mönch wurde, weil ihm durch einen Erlass seines Fürsten der ehrenhafte Seppuku untersagt wurde, nachdem sein Herr verstorben war. So sind die intellektuell scharfen Aussagen bei aller Faszination ihrer inneren Logik doch nur als historisch authentisches Zeugnis einer dem aufgeklärten westlichen Denken eher fremden Denkweise beeindruckend. Als der von manchen anempfohlene spirituelle Leitfaden für strategisches Handeln und den Umgang mit Karriere und Macht dagegen ist "Hagakure" ebenso unzeitgemäß wie als Wegweiser für persönlichen und beruflichen Erfolg.