KAMPMANN/JOST: "RECLAMS JAZZLEXIKON"

Da werden nicht nur Jazz-Liebhaber jubeln: für "Reclams Jazzführer" aus dem Jahre 1970 gibt es jetzt einen großartigen Nachfolger! Dieses völlig neu verfasste Nachschlagewerk unter dem Titel "Reclams Jazzlexikon" bietet zwei Teile. Musikjournalist Wolf Kampmann gibt das Personenlexikon heraus, während Ekkehard Jost, Professor für Musikwissenschaft, für das jazzspezifische Sachlexikon verantwortlich zeichnet.

In den rund 2000 Biographien von Aarset bis Zwingenberger sind Musiker, Komponisten und einige für den Jazz besonders bedeutsame Produzenten samt wertenden Hinweisen auf die wichtigsten Aufnahmen enthalten. Etliche sind neu gegenüber 1970, manche von damals aber auch gestrichen, weil ihre Bedeutung nicht mehr gegeben war. Der Bogen reicht von den Anfängen des Jazz in Amerika vor über 100 Jahren bis zu Grenzüberschreitungen zu Musikarten wie dem Chanson, Klezmer oder Punk.

Den längst weltumspannende Siegeszug dieses neuzeitlichen Musikphänomens beweisen Namen wie Manu Dibango aus Kamerun, dem ersten afrikanischen Star des Jazz. Doch auch deutsche Berühmtheiten des Jazz wie Klaus Doldinger oder Horst Jankowski finden sich da neben Neuerern des Genres wie Jimmy Smith, der einst die Hammondorgel in den Jazz einführte. Da fehlen auch nicht die Ladies von Bessie Smith bis Soul-Königin Aretha Franklin und mancher staunt vielleicht zu hören, dass der kommerziell erfolgreichste Jazzmusiker bis heute Glenn Miller mit seinen vielen Millionsellern ist.

Aber auch die Crossover-Fähigkeiten dieser Musik, in der sich dann Superstar Frank Sinatra ebenso tummelt wie Rolling Stones-Schlagzeuger Charlie Watts, werden aufgezeigt. Ohnehin ist Jazz der Sammelbegriff für musikalische Offenheit mit ständig wachsendem Spektrum, wo der Ruhm der Legenden eines Louis Armstrong oder eines Miles Davis im Wettstreit liegt mit den Geniestreichen eines Tito Puente mit Latin Jazz oder eines Mongo Santamaria mit dem Afro-Cuban Stile.

Zum Verständnis, was Jazz ist (der Begriff selbst ist ein eher unanständiges Wort!), gibt Ekkehard Jost als wichtigster deutscher Jazzforscher erhellende Auskünfte. Da werden jazzspezifische Sachbegriffe ebenso erläutert wie die Stilgeschichte dieses Phänomens, das wie kein anderes quasi die gesamte Musik gestaltend beeinflusst hat. Abgerundet wird das hervorragend aufgemachte Lexikon durch eine Vielzahl von Fotos von den Altstars bis zu wichtigen Neulingen des Genres.

 

# Wolf Kampmann, Ekkehard Jost: Reclams Jazzlexikon; 688 Seiten, div. Abb.; Philipp Reclam jun., Stuttgart; € 29,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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