RICHARD WEIHE: "MEER DER TUSCHE"

Ein ungewöhnliches Buch voller Poesie, Weisheit und Melancholie ist Richard Weihes "Meer der Tusche". Der Schweizer Autor huldigt mit dieser Erzählung und den zehn darin enthaltenen Tuschezeichnungen dem wohl einflussreichsten chinesischen Maler und Kalligraphen Bada Shanren (1626-1705).

Geboren als Prinz Zhu Da aus der kaiserlichen Familie, musste er 1644 den Untergang der uralten Ming-Dynastie miterleben. Er verfällt in tiefes Schweigen und entgeht den Kriegswirren als Buddhisten-Mönch unter anderem Namen. In wechselvollen Zeiten verfeinert er die vom Vater geerbten Talente und lernt von einem strengen Meister erst die Kunst des Tuschemachens und schließlich die höheren Weihen der Malerei: "Wenn du malst, dann sprichst du nicht. Aber wenn du gemalt hast, muss dein Pinsel alles gesagt haben. Wenn er zu sprechen gelernt hat, dann bist du ein Meister der Großen Schwärze."

Er ist bereits 60, als er den Namen Bada Shanren annimmt ('Mann auf dem Berg der acht Himmelsrichtungen') und als vagabundierender Künstler solch hohe Meisterschaft erringt, dass er ins "Meer der Tusche", die höchste Stufe der Gelehrsamkeit, aufsteigt. Von größter Vollendung sind nun seine Tuschezeichnungen auf Reispapier und er genießt hohe Verehrung.

Der Autor zeichnet mit heller, klarer Sprache ein großartiges Porträt Bada Shanrens und bringt seine Bilder so zum Sprechen, dass die weise Gelassenheit des Meisters anklingt. Fazit: ein inhaltlich und optisch wahrhaft stilvolles Lesevergnügen.

 

 

# Richard Weihe: Meer der Tusche; 120 Seiten, 10 Zeichnungen; Nagel & Kimche, Zürich; € 16,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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