TAHAR BEN JELLOUN: "DIE SCHULE DER ARMEN"

Tahar Ben Jelloun schreibt seit vielen Jahren gegen Rassismus, Fremdenhass und Unterdrückung und sein Aufklärungsbuch "Papa, was ist ein Femder?" war ein weltweiter Erfolg. Nun lässt der gebürtige Marokkaner eine poetische Erzählung über den Teufelskreis von Armut, Unwissenheit und Ausbeutung folgen, die Mut macht, um Bildung zu kämpfen.

"Die Schule der Armen" heißt das von Charley Case wunderbar illustrierte Buch, in dem der Ich-Erzähler eine Geschichte aus einem abgelegenen Dorf ohne Wasser und Strom im westlichen Afrika ausbreitet. Das Schlimmste dort scheint die Dürre zu sein, denn es will einfach nicht regnen. Der Großvater sagt: "Der Himmel mag die Armen nicht. Niemand mag sie." Arm zu sein in Afrika ist leider normal und arm sein bedeutet auch, kein Glück zu haben.

Dem Erzähler dagegen war das Glück ein wenig gewogen, denn seine Augenkrankheit wurde in der fernen Stadt geheilt und er konnte sogar bei einem Onkel wohnen, um zu studieren. Er wird Lehrer und kehrt in sein Dorf zurück als erster Lehrer dort überhaupt. Der erste Schultag wird ein Festtag, aber bald bleiben täglich mehr und mehr Schüler und schließlich alle weg. Der Lehrer sucht und findet sie: in einer Manufaktur außerhalb des Dorfes arbeiten sie für wenig Geld.

Die Männer im Dorf rührt das nicht, denn Lernen ist für sie Luxus, während Arbeit den Hunger stillen kann. Der Lehrer beklagt über "diese dumme Schicksalsergebenheit" und kann mit Mühe manche der Kinder wieder für die Schule gewinnen. Ihnen erzählt er die wahre Geschichte von Iqbal Masih, dem kleinen indischen Teppichknüpfer, der eines Tages aus seiner Fron ausbrach und sogar für weltweite Aufmerksamkeit für die Kinderskalverei sorgte. Bis man ihn umbrachte.

Spielerisch bringt der Lehrer den Kindern nun bei, welches die größten Übel der Menschheit sind: "Die Unwissenheit ist die Mutter allen Übels." Gepaart sei sie oft mit Arroganz und Fanatismus. Daneben aber sei die Gleichgültigkeit als schlimmstes Übel zu nennen, fügt eines der Kinder hinzu...

Das Buch überzeugt durch seine schlichte Eindringlichkeit und sollte zur Pflichtlektüre in allen Schulen werden. Es erscheint im Übrigen in Zusammenarbeit mit dem Kinderhilfswerk 'terre des hommes Deutschland' und mit einem Teil des Verkaufserlöses wird ein Schulprojekt in Afrika unterstützt.

 

 

# Tahar Ben Jelloun: Die Schule der Armen (aus dem Französischen von Christiane Kayser); 96 Seiten, ill. von Charley Case, Nachwort von 'terre des hommes'; Rowohlt Verlag, Berlin; € 14,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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