ROSS KING: "DAS WUNDER VON FLORENZ"

Noch heute ist die Kuppel der Kathedrale Santa Maria del Fiore die größte gemauerte Kuppel der Welt. 40 Meter Durchmesser sollte sie nach den Plänen der Bauherren haben, doch bei der Grundsteinlegung der imposanten Kirche im Jahre 1296 im seinerzeit sehr reichen Florenz wusste noch niemand, wie ein solches Wunderwerk gebaut werden konnte.

Nach über 100 Jahren stand die Kathedrale, doch nun waren die Herren der Dombauhütte ratlos: wer wäre in der Lage, sie zu vollenden`? Schließlich schrieben sie 1418 einen Wettbewerb zur Lösung des architektonischen Rätsels aus und Sieger wurde der Außenseiter Filippo Brunelleschi, ein gelernter Goldschmied. Und dieser Einzelgänger und Geheimniskrämer von der unfreundlichen Erscheinung sollte es tatsächlich vollbringen, "Das Wunder von Florenz", so auch der Titel des erzählenden Sachbuchs von Ross King über dieses Meisterwerk des Sakralbaus.

Mit einer Begabung für alles Mechanische, die seiner Zeit weit voraus war, entwarf der von Konkurrenten stets angefeindete Baumeister neue Maschinen, Lastkräne für tonnenschwere Lasten und dergleichen, wo immer diese erforderlich waren. Sein genialer Entwurf eines Doppelschalenmodells ohne Stützpfeiler und Hilfsgerüst für die später insgesamt 37.000 Tonnen schwere Kuppel aber erschien den Zeitgenossen in der aufblühenden Renaissance als blanker Wahnsinn. Dennoch begann das in vieler Hinsicht bahnbrechende Werk 1420 und geriet trotz Rivalitäten, kriegerischer Belagerungen und Pestepidemien zum Triumph.

Zugleich wurde Brunelleschi, der 'nebenher' auch noch die Zentralperspektive erfand, damit quasi zum Urvater der modernen Architektur. Das Genie musste jedoch auch schwere Niederlagen einstecken wie den Verlust eines von ihm konstruierten Schiffes mit einer wertvollen Marmorladung. Eine Genugtuung war jedoch, dass er die Fertigstellung des Monumentalwerkes noch erlebte, das 1436 eingeweiht wurde und ein Glanzpunkt in der großen Epoche des stolzen Florenz war.