DANIEL ABADIE (Hrsg.): "SALVADOR DALI"

Noch ein Buch über Salvador Dali? Nein, mag auch noch so vieles über das Jahrhundert-Genie geschrieben worden sein, dieses atembreaubende Konvolut ist das erste Rundum-Panorama des Künstlers und auf jeden Fall im besten Sinne einzigartig. Retrospektive 1920 bis 1980 ist das Werk untertitelt und Herausgeber Daniel Abadie hat mit dieser Zusammenstellung über Gemälde, Zeichnungen, Grafiken, Objekte, Filme und Schriften ganz gewiss ein Standardwerk der modernen Kunst geschaffen.

Diesem Gesamtüberblick über das Lebenswerk des 1989 verstorbenen katalanischen Malers, der ja auch Bildhauer, Filmemacher und Schriftsteller war, kommt schon deshalb eine besondere Authentizität zu, als er in enger Zusammenarbeit mit ihm selbst entstanden ist. Hinzu kommen Recherchen von profunden Kennern seines Schaffens und Äußerungen wichtiger Wegbegleiter oder Freunde wie Garcia Lorca oder Luis Bunuel.

Der wegweisenden Kooperation mit dem Regisseur ist ein ganzes Kapitel gewidmet, das nicht nur viele Fotos aus "Der andalusische Hund" und "Das Goldene Zeitalter" zeigt sondern auch Drehbuchausschnitte und manch Erhellendes dazu aus Dalis Feder. Der sich ohnehin gern umfassend zu seinen Arbeiten, seinen Motiven und Ideen äußerte und dies häufig mit einer ganz spezifischen Art von Humor. Dennoch ist seine paranoisch-kritische Methode der künstlerischen Arbeit samt des dazugehörigen Interpretationswahns absolut ernst zu nehmen.

Durch eigene Schriften und Beurteilungen anderer Kenner erhellt sich ein wenig, wie dieser Paranoiker mit einem im landläufigen Sinne gestörten Geist voller Hypersensibilität empfänglich war für die verborgenen Erscheinungen, seien sie real oder imaginär, die seine doppelten und in der Vollendung vielfachen Vorstellungsbilder als eine Grundlage für den von ihm kreierten Surrealismus ermöglichten. Und natürlich ist ein wesentlicher Teil dieses Panoramas in Schriften, Entwürfen und Gemälden diesem Schaffen gewidmet, das die Universalität und Aktualität seines durch und durch radikalen Werkes widerspiegelt. "Und wenn das alles nicht so ist, was am wahrscheinlichsten ist, dann macht das auch nichts" (Zitat Dali).

Abgerundet wird das großformatige Paperback-Buch durch eine ausführliche biografische Chronologie, eine Bibliografie sowie ein chronologisches Werkeverzeichnis und ein namensregister. Fazit: ein Muss für Experten, Liebhaber und für einfach nur faszinierte Kunstfreunde.

 

# Daniel Abadie (Hrsg.): Salvador Dali – Retrospektive 1920-1980; 464 Seiten; 552 Abb., 147 davon farbig; Prestel Verlag, München; 49,80 DM

(öS 364.-/sFr 45.50/€ 25,46) WOLFGANG A. NIEMANN  (wan/JULIUS)

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