FRANZ DOBLER: "THE BEAST IN ME - JOHNNY CASH"

 Eine lebende Legende wird 70.: Johnny Cash. Diese amerikanische Institution, größter Country-Sänger der Welt und längst zum Crossover-Idol auch jüngerer Generationen geworden, wurde am 26. Februar 1932 in Kingsland, Arkansas, als eines von sieben Kindern eines armen Baumwollfarmers geboren.

 Als der Mann in Schwarz nahm er 1955 im selben Sun-Studio in Memphis, Tennessee, seine ersten Schallplatten auf wie Elvis Presley und in dessen Beiprogramm trat er mit seinen ersten Hits wie "Hey Porter" und "I walk the Line" auch zeitweise auf. Während Cash als Country-Star Millionen Alben verkaufte, hatte er ein Problem mit dem King of Rock & Roll gemeinsam: die Tablettensucht, die er für seine exzessiven Tourneen ebenso brauchte wie für das unablässige Songschreiben.

 Wieso Cash um 1967 den Absprung schaffte, weil er eigenständiger war und seine Frau June Carter hatte, wie er dann seine Riesenerfolge mit den einzigartigen Gefängniskonzerten in Folsom und St. Quentin hatte und sich dennoch zunehmend als wandelnder Widerspruch und ultimativer Außenseiter bis heute den ungebrochenen Stolz bewahrte, das beschreibt zum 70. Geburtstag die exzellent konzipierte Biographie von Franz Dobler.

 "The Beast in me - Johnny Cash" nennt er sie und räumt darin mit manchen Vor- und Fehlurteilen auf. Mag der junge Cash auch nach dem Prinzip 'live fast - die young' gelebt haben samt Exzessen wie bei anderen Musikstars, so hat er Gefängnisse außer bei Konzerten nur flüchtig wegen Aufputschmitteln kennengelernt. Und der 'Man in Black' hat sich weder vom Country-Establishment unterkriegen lassen noch ist er deren rechtslastigen Attitüden gefolgt.

 Mag die Country-Szene vielfach auch zu Recht als reaktionär gelten, Cash jedenfalls war vergleichsweise einem Wolfgang Niedecken von BAP ungleich näher als einem Heino. Dobler erinnert an seine Songs über Sünden der Weißen gegen die Indianer ("Bitter Tears"-Album, 1965), außerdem hätte ein Bob Dylan niemals mit einem rechten Musiker kooperiert. Und bereits mit 48 Jahren wurde Cash, der Geschichtenerzähler, als bisher jüngster in die "Country Hall of Fame" gewählt. Um schließlich im Alter ausgerechnet mit Rap-Produzent Rick Rubin (RunDMC, Beastie Boys) seine vielleicht besten Alben einzuspielen, jene Trilogie der "American Recordings" in den 90er-Jahren, für die er begeistertes Kritikerlob und sogar Grammies erhielt.

 Den besonderen Reiz dieser Biografie macht dabei das ebenfalls ausführlich beschriebene historische und populärmusikalische Umfeld aus, in dem Cash wirkte und noch heute Einfluss hat. Fazit: ein spannender Lebensbericht über eine beeindruckende Künstlerpersönlichkeit und auch für jene Leser interessant, denen seine Musik nicht so sehr liegt.

 

# Franz Dobler: The Beast in me - Johnny Cash; 269 Seiten, div. Abb.; Antje Kunstmann Verlag, München; € 18,90 

     WOLFGANG A. NIEMANN  (wan/JULIUS)

 

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