TORSTEN KÖRNER: "EIN GUTER FREUND - HEINZ RÜHMANN"

Er war Deutschlands größter Schauspieler und Komödiant: Heinz Rühmann (1902-1993). Die Bezeichnungen für ihn reichen von 'verschlagenes Genie der Harmlosigkeit', 'Gemütskomiker' und 'Idylliker' bis zum 'deutschen Denkmal'. Mit 18 stand er erstmals in Breslau auf der Bühne und seit "Die Drei von der Tankstelle" (1930) war er ein Star.

"Ein guter Freund - Heinz Rühmann" hat Torsten Körner seine große Biografie genannt, der er dem Unvergessenen widmet, der am 7. März den 100. Geburtstag gefeiert hätte. Ein guter Freund war der 165 Zentimeter große Künstler für Generationen von Deutschen, die ihn vor allem in seinen unzähligen Rollen als den sprichwörtlichen 'kleinen Mann' liebten, mit dem sie sich gerne identifizierten. Da wurde er als kleiner Angestellter gedeckelt, um sich dann irgendwann pfiffig und augenzwinkernd zu wehren. Oder er kam per Zufall zu Reichtum und wurde liebevoll drastisch auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Mit fast durchweg heiteren Filmen wurde er der Superstar des Dritten Reichs, hoch bezahlt als Schauspieler und Regisseur. Es ging ihm gut, obwohl er sich nicht politisch mit den Nazis einließ. Allerdings gab es auch wenig Distanz, vielmehr mogelte er sich durch, genoss viele Vergünstigungen in seiner lebenslangen Sehnsucht nach Normalität auf hohem Niveau.

Torsten Körner, der über Heinz Rühmann promovierte und ein intensiver Kenner vieler Hintergrundinformationen ist, analysiert die Kritik an diesem 'unverkennbaren Opportunisten' Rühmann, der sich nie öffentlich mit seiner Zeit im Dritten Reich auseinandersetzte. Immerhin sorgte 1945 kein Geringerer als Billy Wilder in US-Uniform dafür, dass der UFA-Star vorläufig nicht wieder auftreten durfte. Manche Gerüchte und Missverständnisse aus dieser Zeit werden anhand von Fakten und Zeitzeugen geklärt, so dass schließlich von dem Star, der von Goebbels, Hitler und Walter Ulbricht gleichermaßen vereinnahmt wurde, das Bild vom unpolitischen Entspannungs- und Ermunterungsspezialisten bleibt.

Für den die Jahre von 1945 bis 1953 die Zeit darstellten, "als mir das Lachen verging". Der noch heute berühmte Pfeiffer mit den drei F aus der "Feuerzangenbowle" musste tingeln. Doch das Theater offenbarte auch seine Größe als Schauspieler, wo er selbst mit Becketts "Warten auf Godot" und beim Wiener Burgtheater Erfolge feierte. Und dann die quasi zweite Karriere mit Filmen wie "Charley's Tante" oder "Der brave Soldat Schwejk", vor allem aber mit seinem größten Erfolg überhaupt, dem "Hauptmann von Köpenick", für den es sogar den Golden Globe gab.

Die genau recherchierte Biografie spart jedoch auch das Privatleben des introvertierten Mimen nicht aus, das durchaus auch seine Schattenseiten hatte. Dieser Heinz Rühmann, der Lärm hasste und bis ins hohe Alter als perfektionistischer Profi galt, konnte ein Tyrann sein und hatte wenig enge Freunde. Dieses ebenso genau analysierende wie spannend zu lesende Buch macht in seiner wohltuend sachlichen Hommage deutlich, warum seine Fangemeinde dennoch noch heute quer durch die Generationen nach Millionen zählt.

 

# Torsten Körner: Ein guter Freund - Heinz Rühmann; 479 Seiten, div. Abb.; Aufbau-Verlag, Berlin; € 25 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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