WENDY NORTHCUTT: "DIE DARWIN AWARDS"

Warum der Darwin-Award so heißt? Weil seine Gewinner sich selbst aus der Evolution verabschiedet haben, die Charles Darwin einst als Theorie entwickelte. Anwärter sind also grundsätzlich nur Leute, die aus eigenem Verschulden mit einem extremen Mangel an Urteilsfähigkeit und einer besonders dummen Vorgehensweise für ihr Verschwinden aus dem Genpool der Menschheit gesorgt haben.

Wie jener brasilianische Ganove, der den verfolgenden Polizeiwagen mit einer Handgranate stoppen wollte. In der Aufregung bewarf er die Verfolger mit dem Sicherungsring und behielt das tödliche Ei im eigenen Auto. Oder der russische Angler, der mit seiner Angelmethode sehr erfolgreich war: er leitet ein Stromkabel in den Fluss. Allerdings wollte er die reiche Beute aus dem Wasser holen, ohne vorher den Strom abzustellen.

Zuweilen belegen die preiswürdigen Fälle sogar ein gewisses Maß an makabrer Gerechtigkeit wie bei den Terroristen mit ihrer Zeitbombe, die nicht auf den vorzeitigen Wechsel von Sommer- auf Winterzeit in Israel geachtet hatten. So waren sie noch mit ihrer Bombe unterwegs, als der Zeitzünder auf die Zwölf vorrückte. Ein ultimatives Bumm gab es auch bei dem Angsthasen, der einen Revolver gleich neben dem Telefon auf dem Nachttisch hatte. Als er schlaftrunken den Hörer abnehmen wollte, griff er fehl...

Nur bestätigte Meldungen haben Aussicht auf Prämierung und eine solche ist die von der Schlange, die einen Jäger erschoss, ebenso wie die vom Schwertschlucker, der unnötigerweise mal einen Regenschirm ausprobierte und dabei den Aufspannmechanismus auslöste. Einzige Ausnahme von letalen Fällen sind jene Männer, die durch Entmannung ebenfalls zielsicher aus der Vermehrung ihrer evolutionsuntauglichen Gene ausscheiden - wie der Jüngling, der bei Gewitter an einen Metallzaun pinkelte und eine blitzartige Erkenntnis hatte. Allerdings trotzdem zu spät.

Wendy Northcutt hat mit "Die Darwin Awards" (and the Winner is...) ein schwarzhumorige Sammlung wahrhaft idiotischer Verhaltensweisen zusammengestellt. Manche Geschichten sind echt zum Brüllen, andere einfach nur zum Kopfschütteln. Das Dumme ist nur, dass bis auf die Entmannungsfälle kein Preisträger mehr den Darwin-Award persönlich entgegen nehmen kann.

 

 

# Wendy Northcutt: Die Darwin Awards (aus dem Amerikanischen von Almuth Dittmar-Kolb); 272 Seiten, ill.; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 15.95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

 

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