JODI PICOULT: "DIE EINZIGE WAHRHEIT"

Die Idylle der kleinen Amish-Gemeinde von Paradise im Lancaster County wird erschüttert, als man in der Scheune der rechtschaffenen Familie Fisher die Leiche eines Neugeborenen findet. Der Verdacht fällt auf die 17-jährige unverheiratete Tochter Katie. Die weist jede Schuld von sich, streitet sogar ab, jemals schwanger gewesen zu sein.

"Die einzige Wahrheit", der jüngste Roman von Jodi Picoult, zeigt die ganze Verzweiflung der jungen Frau, denn wem in der strengen Glaubensgemeinschaft könnte sie sich anvertrauen und - gibt es überhaupt die einzige Wahrheit in dieser Geschichte? Wenn Hoffnung besteht, dann am ehesten durch Ellie, eine entfernte Verwandte aus Philadelphia, eine Staranwältin, die selbst gerade eine Lebenskrise durchlebt und froh über etwas Abstand und eine neue Herausforderung ist.

Und die beginnt schon mit der Verschlossenheit ihrer Mandantin, die offenbar alles verdrängt hat. Selbst die sündigen Begegnungen mit Jacob, der nicht zur Gemeinde gehört. Aber Ellie sieht trotz immer erdrückenderer Beweise die Möglichkeit einer Verteidigungsstrategie, schließlich ist Katie eine Amische, also der Gewaltlosigkeit verschrieben. Doch dann der Schock: der Richter ist eine Frau und Mutter mehrerer Kinder!

Die ungeheuere Spannung dieses Romans liegt nicht nur in den außergewöhnlichen Umständen der so fremdartigen Welt der Amish-People, die Autorin fesselt außerdem mit einer hervorragenden Dramaturgie und einer dichten, einfühlsamen Sprache. Das Buch überzeugt im Übrigen sowohl als Krimi wie auch als zutiefst seriöser Gesellschaftsroman.

 

# Jodi Picoult: Die einzige Wahrheit (aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann); 464 Seiten; Kabel Verlag, München; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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