P. & C. TÖGEL: "BRIEFE, DIE DAS LEBEN SCHRIEB"

"Briefe, die das Leben schrieb" von Peter und Conni Tögel, das ist nicht etwa ein melancholischer Schicksalsroman sondern ein ebenso witziges wie erhellendes Buch, angesiedelt zwischen Sachbuch und Satire. Das eröffnet auch der sinnfällige Untertitel "Der ganz normale Wahnsinn einer Auswanderer-Familie".

Eigentlich sind diese Tögels aus Krehwinkel ja fast eine normale Familie. Wenn die Beiden samt ihren Kindern nicht in die USA ausgewandert und im Übrigen nicht so ausgesprochen anfällig für jede sich bietende kleine und auch größere Alltagskatastrophe wären. Mit trockener Selbstironie schildern die bis dato offenbar amerika-unerfahrenen Auswanderer ihre oft genug skurrilen Erlebnisse. Dazu nutzen sie als Form die schon in früheren Zeiten von Emigranten gern verteilten Rundbriefe an die zurückgelassenen Freunde und Verwandte, hier natürlich in der modernen Fassung per Internet.

Da liest man dann Erstaunliches über die Ereignisse der ersten Tage und Wochen im schönen Denver, Colorado. Allerdings wirkt manches auf die Daheimgebliebenen ohne US-Erfahrung, als seien die Tögels eher auf einem fremden Planeten gelandet. Allmählich gelingt das Einleben und dennoch ist die Liste der Absonderlichkeiten und Andersartigkeiten lang und immer wieder nennen die Autoren Gegebenheiten "gewöhnungsbedürftig" – was durchaus nicht jedes Mal auch negativ heißen muss.

Mit der Zeit wächst die Sammlung der Merkwürdigkeiten wie auch die Erkenntnis über den pragmatischen Umgang der Amerikaner mit den Misshelligkeiten des Lebens. Sie mögen noch so knallhart in geschäftlichen Dingen sein, sie nehmen das Leben meist mit einer großzügigen Art von spielerischem Humor. So gibt es bald bei den Tögels auch eine Liste der Dinge, die sie nicht vermissen fern der Heimat.

Zwischendurch sind auch mal entbehrliche Passagen, durchweg ist jedoch alles sehr lebensecht. Und selbst die köstlichen Pseudo-Brechreizrezepte für den typisch amerikanischen Carnivoren (Fleischfresser!) gehören unverzichtbar dazu. Vielleicht ist das nicht wirkliche Literatur, was jedoch nicht das Vergnügen am Schmökern mindert, das immer wieder ins Lachen treibt.

Im Übrigen ist dieses Buch eine kaum verzichtbare Fundgrube für alle, die auf Zeit oder Dauer in dieses Land der wahrhaft unbegrenzten Möglichkeiten auswandern will. Da finden sich Tipps für die ersten Tage der Niederlassung, was man sich nicht aufschwatzen lassen sollte, was man tun oder lieber lassen sollte und vieles mehr. Viele Informationen über wichtige Adressen sind dabei und die vermeidbaren Fehler werden aus konkreten eigenen Erfahrungen heraus beschrieben von einer echten Familie, die den ganz normalen Wahnsinn selbst kennengelernt hat. 

 

# Peter & Conni Tögel: Briefe, die das Leben schrieb – Der ganz normale Wahnsinn einer Auswandererfamilie; 500 Seiten; Monsenstein und Vannerdat, Münster; 39,90 DM

(€ 20,00)   WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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