MICHAEL CRICHTON/JAMES PATTERSON:
ERUPTION
Michael Crichton (1942-2008) war als Autor und Filmemacher im Katastrophen-Genre einer der
Größten und sorgte gerade als gelernter Naturwissenschaftler mit verwegenen Blockbustern
wie Jurassic Park für sensationelle Erfolge.
Bei seinem Tod aber hatte er noch ein großes Projekt unfertig in der Schublade, das ihm
sehr am Herzen lag und für das er bereits jahrelang intensiv recherchiert hatte. Dann
trat Crichtons Witwe Sherri an Multi-Bestseller-Autor James Patterson heran, um dieses
Werk doch noch zu vollenden. Und der Altmeister der Spannungsschmöker ließ sich nicht
zweimal bitten.
Nun liegt Eruption vor und ist daheim in den USA längst ein Bestseller, denn
das Thema fesselt sofort: auf Hawaii steht ein gigantischer Vulkanausbruch bevor. Der
Mauna Loa ist der größte aktive Vulkan der Welt und die seismographischen Daten lassen
diesmal einen extrem heftigen Verlauf erwarten.
Und da heißt es anfangs am 24. April 2025: Verbleibende Zeit bis zur Eruption 116
Stunden, 12 Minuten, 13 Sekunden. So genau weiß Dr. John MacGregor, Vulkan-Experte
und Leiter des Hawaiian Volcano Observatory, den zeitpunkt. Der allerdings vorläufig
geheim gehalten wird. Immerhin sind die voraussichtlich zu erwartenden Abläufe recht
genau vorausberechnet und alle möglichen Maßnahmen vorbereitet, um die Schäden so
gering wie möglich zu halten.
Doch was hier zur Eröffnung und Vorstellung der wichtigsten Akteure in vielen knappen
Kapiteln unverkennbar als Drehbuchvorlage für einen massiven Katastrophenfilm aufgezogen
wird, reichte den Autoren bei weitem nicht. Wenn zwei Großautoren ein solches Spektakulum
angehen, muss es schon weit mehr sein, als nur eine Naturkatastrophe
wobei unbekannt ist, ob Michael Crichton selbst bereits dieses Armageddon in seinem
Romanentwurf vorgesehen hatte.
So platzt nun eine Army-Abordnung in MacGregors dringliche Vorbereitungen und holt ihn zum
Standort auf Big Island. Unter der Auflage strengster Geheimhaltung erführt er von einem
lange gehüteten Geheimnis, das aus der zu erwartenden großen Katastrophe des Mouna Loa
die Apokalypse auszulösen droht.
1978 hatte das Militär heimlich den denkbar heikelsten Giftmüll auf Hawaii
untergebracht. Agent Black, radioaktiv behandeltes Teufelszeug, über 14 Tonnen davon in
643 Bleiglasbehältern. Und die wurden in Röhren unter dem Fuße des Mouna Loa
eingelagert, die einst durch Lavaströme entstanden waren.
Das Horrorszenario: extremer Hitze halten die alten Zylinder nicht stand, dringt jedoch
der erwartet gewaltige pyroklastische Lavastrom in diesen Höhle ein, wären die Folgen
ebenso unvorstellbar wie unaufhaltsam. Die extrem verseuchten organischen Abfälle würden
bis in die Stratosphäre geschleudert und in wenigen Monate alles Leben auf dem Monate
absterben lassen.
Mehr Katastrophe geht wohl kaum und die panische Frage lautet, ob es in dieser kurzen Zeit
wenn überhaupt Maßnahmen gibt, um das Schlimmste abzuwenden. Da wird es
immer spannender, es gibt widerstreitende Akteure bis hin zu einem selbstherrlichen
Tech-Milliardär, der alles besser zu wissen scheint.
Wer solche Reißer mag, wird hier bestens bedient. Ob Michael Crichton auch zufrieden mit
dem Ergebnis wäre, könnte man bezweifeln. Das liegt jedoch weniger an dem routiniert
runtergeschriebenen Text liegt bei dem im Übrigen die vielen eingesprenkelten
hawaiianischen Begriffe sehr entbehrlich bis nervig sind als an einem schizophrenen
Widerspruch innerhalb des Ganzen.
Abgesehen von den gewohnten kleinen Seitenhieben auf Öko-Aktivisten bei diesen beiden
Autoren kommt das Militär einerseits ausgesprochen positiv davon. Um diesem andererseits
eine solch extrem hirnrissige Idee unterzuschieben, extrem giftige radioaktive Abfälle
tonnenweise ausgerechnet an den Füßen des aktivsten Vulkans der Welt einzulagern.
Plausibilität? Hauptsache atemlose Spannung und passende Vorlage für einen
Super-Katastrophenfilm, der bei geringem Nachdenken für ganz viel Gänsehaut sorgt.
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