ZEINAB BADAWI: EINE
AFRIKANISCHE GESCHICHTE AFRIKAS
Wir alle stammen aus Afrika und daher ist dies ein Buch für uns alle. So
lautet der markante erste Satz des Buches Eine afrikanische Geschichte Afrikas
von Zeinab Badawi.
Der Untertitel Vom Ursprung der Menschheit bis zur Unabhängigkeit erklärt
den Bogen, den dieses Sachbuch spannt. Ein entscheidender Faktor ist dabei, aus welchem
Blickwinkel er dies tut: ausschließlich aus der afrikanischen Perspektive. Badawi lebt
zwar in Großbritannien und wirkt dort unter anderem als Journalistin, Filmemacherin sowie
als Präsidentin der SOAS University of London, doch sie ist gebürtige Sudanesin.
Der Ansatz aber ist schlicht die weitgehende Unwissenheit der meisten Nicht-Afrikaner
über diesen großen, ungeheuer vielfältigen Kontinent. Ägypten ist als uralte
Hochkultur weithin bekannt und auch die Küstenländer am Mittelmeer und dies insbesondere
als römische und später arabische Kolonien.
Doch schon beim uralten Äthiopien werden Kenntnisse rar. Da mag das Reich der Königin
von Saba noch ein Begriff sein, aber wer kennt schon die Reiche von Kusch im heutigen
Sudan? Über 3.000 Jahre existierten sie und befruchteten sich gegenseitig mit dem Reich
der Pharaonen im Norden von den ägyptenbegeisterten Europäern im 19. Jahrhundert
jedoch allenfalls als Ableger dieser Hochkultur wahrgenommen.
Sieben jahre hat Badawi an diesem faszinierenden Werk gearbeitet und dafür über 30
afrikanische Länder bereist. Und die Fülle der großen Zivilisationen ist
überwältigend und es gab eben nicht nur berühmte Herrscher wie Tutanchamun oder
Kleopatra sondern andere mächtige Monarchen einschließlich wahrer Krieger-Königinnen,
sei es im südlichen Afrika im Königreich Simbabwe oder im westafrikanischen ghanaischen
Reich.
Allen zu eigen sind großartige Errungenschaften, von denen die späteren europäischen
Eindringlinge nicht glauben mochten, dass sie aus indigenen Zivilisationen hervorgegangen
sein sollten mit teils hochentwickelten Zeugnissen.
Doch die Autorin beschreibt auch den Einfluss der Religionen, allen voran Christentum und
Islam. Wobei Letzterer sich ab dem 7. Jahrhundert vor allem in der Nordhälfte des
Kontinents ausbreitete und für das finsterste Kapitel der afrikanischen Geschichte steht:
der
Sklaverei. Der Verbreitung des Islam folgte auch der Handel mit schwarzafrikanischen
Sklaven Richtung Norden und Osten, insbesondere nach Arabien und Indien. Ein übrigens von
den Arabern bis heute weitgehend verleugneter Tatbestand.
Der Einzug der Europäer aber führte zu noch weit schlimmeren Exzessen, denn vom 16. bis
zum 19. Jahrhundert verschleppten sie mindestens 12,5 Millionen Schwarzafrikaner nach
Amerika. Der besonders perfide Unterschied zum indigenen Sklavenhandel war dabei der
Rassismus, der ihn prägte, indem er die geraubten Menschen als minderwertig einstufte und
behandelte.
Dem Ende des Sklavenhandels folgte der Kolonialismus mit der Unterdrückung der
einheimischen Bevölkerung und der Ausbeutung der reichen Bodenschätze. Und natürlich
widmet sich Zeinab Badawi dann auch den Unabhängigkeitsbewegungen und den 70er Jahren, an
deren Ende fast ganz Afrika frei von Kolonialherrschaft war.
So steht denn der Epilog des fesselnd und wohltuend populärwissenschaftlich geschriebenen
Sachbuchs die Feststellung: Afrika, ein schlafender Riese aus 54 Ländern, ist
erwacht. Fazit: Geschichte, Könige, historische Umwälzungen und dazu Kunst, Kultur
und Religionen sowie interessante Einsichten aus Gespräche vor Ort machen dieses
Kompendium zu einem ganz wichtigen Werk zum Verständnis des Kontinents, dem der Homo
sapiens entstammt also wir alle.
|