HEINZ-DIETER FRANKE: „KLEINE ROTE FISCHE,...“


Auch wenn das aktuelle Sternzeichen der Krebst ist, hat das große Buch zum Thema von Heinz-Dieter Franke mit Astrologie bis auf ein Kapitel nichts zu tun.
„Kleine rote Fische, die rückwärts gehen“ lautet der Titel und erzählt wird gemäß Untertitel „Eine kleine Kulturgeschichte der Krebse“. Der Autor ist Professor der Zoologie und der langjährige Mitarbeiter der Biologischen Anstalt Helgoland des Alfred-Wegener-Insituts gilt als ausgesprochener Krebsexperte.
Wozu er eingangs mit zwei Irrtümern aufräumt. Der eine ist der Begriff, denn Franke ist kein Onkologe, denn sein Forschungsgebiet ist nicht die Krankheit Krebs. Diese Verwirrung entspringt der Namensgleichheit schon aus der Antike, wo für beides bei den Griechen der Begriff „karkinos“ und bei den Römern „cancer“ stand. Wissenschaftlich ausgedrückt, ist der Autor vielmehr ein Crustaceologe.
Den anderem, im Titel ausgeführten Irrtum widerlegte bereits der französische Naturforscher Georges Cuvier (1769-1832), indem er gegenüber der versammelten Akademikerschaft klarstellte: „Eine Krabbe ist kein Fisch, sie ist nicht rot und geht auch nicht rückwärts“. Zugleich hat Autor Franke Verständnis für die Verwirrungen um die Krebstiere, denn keine andere Tierart habe eine solche Vielfalt der Bau- und Lebensformtypen.
Ganz anschaulich reicht das vom kiloschweren Hummer über filigrane Garnelen bis hin zu millimeterkleinen Winzlingen. Und selbst die Kellerassel zählt zu dieser Familie der Gliederfüßern mit insgesamt 67.000 Arten. Im Übrigen haben die Krebse – die auch keine „Muscheln mit Füßen“ sind, so eine weitere skurrile Missdeutung – eine große ökologische Bedeutung.
Die ihnen aber zeitweise auch ganz profan zukam, denkt man an die Hummer, die in Amerika als Viehfutter für Nutztiere verwandt wurden. Doch der Zoologe stellt nicht nur die Vielfalt der verschiedenen Krebsgattungen vo, er macht auch einige Ausflüge ins Nicht-Biologische. So erläuetert er die Vorstellungen der alten Griechen von den Tierkreiszeichen am Firmament, die zwar den Krebst dort zwischen denen von Zwilling und Löwe verorten, der Sternenkonstellation nach aber diesen eher als Krabbe hätten bezeichnen müssen.
Hinzu kommen noch Ausführungen, die in die Kultur gehen, wo unter anderem Picasso und Dali markante Kunstwerke um die Schalentiere schufen. Fazit: jeder kennt Krebstiere, fast jeder hat die ein oder andere irrtümliche Kenntnis über die riesige Krebsfamilie und für alle interessierten Laien bietet dieses Buch eine spannende Wissensvielfalt.

# Heinz-Dieter Franke: Kleine rote Fische, die rückwärts gehen. Eine Kulturgeschichte der Krebse; 331 Seiten, div. Abb.; marebuchverlag, Hamburg; € 28

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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