SABINE BOHLMANN: „WILLKOMMEN BEI DEN GRAUSES“


Ottilie Schmidts Schulferien haben begonnen und ihre Eltern nerven mit Aufforderungen zu Aktivitäten. Dabei redet die Zehnjährige ungern und genießt am meisten ständiges Lesen.
In der Nacht von Freitag, dem 13., aber passiert etwas, das alles durcheinanderbringt: gegenüber in das lange leer stehende Haus Nummer 13 zieht eine Familie ein. Natürlich freut sich Ottilie, denn dazu scheinen auch drei Kinder, ein Opa und ein Hund zu gehören. Allerdings: ein Einzug mitten in der Nacht?!
Damit beginnt Sabine Bohlmanns neuer Kinderroman mit dem freundlichen Titel „Willkommen bei den Grauses“. Was es aber mit dem Untertitel „Wer ist schon normal?“ auf sich hat, das erfährt die neugierig gewordene Ottilie erst im Laufe der nächsten Tage.
Bei ihrem Versuch, vor allem die Kinder mit einem Kuchen willkommen zu heißen, hört sie die drei nur durch den Briefschlitz der Haustür. Als die extrem verschiedenen Drillinge dann endlich vors Haus treten, wundert sich Ottilie sehr, denn Husch, angeblich ein Mädchen, ist quasi unsichtbar.
Die anderen Beiden verwirren jedoch mindestens genau so, denn das Mädchen namens Wolfi heißt mit vollem Namen Wolfgang und ist ein Werwölfchen mit spitzen Eckzähnen. Bruder Muh heißt eigentlich Muhnika und verbirgt unter seiner Mütze kleine Hörner, weil er ein Dilldapp ist, also zur Hälfte tierisch.
So seltsam sie auch sind, so nett sind sie auch. Und sie weihen Ottilie erstmal in wichtige Verhaltensweisen ein, denn sie sind hier nur auf Versuchsreise des IFAW, des Instituts für andersartige Wesen. Auf der Fata-Morgana-Schule haben sie gelernt, wie man sich als Normalo unter den Menschen benimmt.
Das ist gar nicht so einfach, denn jeder der Familie sehr seltsame Vorlieben und ständig droht Gefahr, denn sie werden ständig überwacht und für jeden Missgriff gibt es einen grauen Punkt. Also zum Beispiel, wenn einer so auffällt, dass ein Mensch es laut beschreit oder über ein Fehlverhalten schimpft.
Dann schreit die Überwachungskrähe und wehe, sie tut dies 77 Mal, dann verschwindet der Betroffene ins Ungewisse. Doch die Kinder weihen Ottilien in die Probleme ein und sie hilft, so gut sie kann, denn die Freundschaft mit den andersartigen Typen bedeutet ihr viel.
Doch wie schwer das ist, zeigt sich erst, als sich nun auch die anderen Familienmitglieder entfalten, allen voran Opa Grause. Als echter Schrat hat er in der Schule besonders schlecht aufgepasst und benimmt sich unaufhörlich daneben. Bevor es nun immer schräger und schrulliger wird, gilt es noch die Eltern vorzustellen, Mutter Olga, die als Dschinn in Flaschen schläft, und Vater Holger. Als Felfe ist er eine Mischung aus Fee und Elfe und besonders zartrosa besaitet. Bleibt noch Mopp, der Hund, der ein Wischmopp ist.
Ottilie aber freundet sich mit allen ganz schnell an und findet gerade ihre skurrile Andersartigkeit toll. Wenn da nur nicht ständig die grauen Punkte drohten. Woie beim hinreißend chaotischen ersten Besuch der Grauses im Supermarkt. Nach dem prompt die humorlosen Wächter vom IFAW auftauchen.
Es sei jedoch hier nur noch verraten, dass Ottilie zur wunderbaren Lehrmeisterin in Sachen Familienzusammenhalt wird und man am Ende dieses witzigen und höchst originellen Reigens garanti9oert Lachmuskelkater hat. Und es gibt noch eine tolle Nachricht für junge Leser ab zehn Jahre: dies ist erst der Auftakt zu einer ganzen Serie mit den Grauses.

# Sabine Bohlmann: Willkommen bei den Grauses. Wer ist schon normal?; 185 Seiten, ill.; Planet! bei Thienemann, Stuttgart: € 14

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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