CRAIG SHREVE: AFRICAN
SAMURAI
Yasuke ist in Japan die allseits bekannte Legende des einzigen schwarzafrikanischen
Samurai. Und im Gegensatz zu dem englischen Steuermann William Adams, den James Clavell
1975 im Weltbestseller Shogun sehr fiktiv als John Blackthorne verewigte, ist
Yasuke eine historisch belegte Figur von geschichtlicher Bedeutung.
Längst überfällig, hat ihm nun der kanadische Autor Craig Shreve mit seinem Debütroman
African Samurai eine ebenso spannende wie angemessene Würdigung zukommen
lassen. Von seiner Herkunft ist nur bekannt, dass er etwa 1555 mutmaßlich aus Mosambik
gebürtig und mit ungefähr zwölf Jahren von Sklavenjägern nach Indien verkauft wurde.
Zum Söldnerdienst gezwungen, bewährte sich der zum Hünen aufgewachsene entwurzelte
Afrikaner nach physischen und psychischen Erniedrigungen in vielen Schlachten. Bis der
Jesuitenpriester Alessandro Valignano wie die meisten Charaktere dieses
Historienromans auf einer historischen Persönlichkeit beruhend dem jungen Mann
eine Wende zum Guten beschert.
Er macht ihn zu seinem Leibwächter und gibt ihm den Namen Isaak. 1579 nimmt er ihn mit
auf eine Mission als Apostolischer Visitator nach Japan. Als mächtigster Vertreter der
römisch-katholischen Kirche gleich nach dem Papst ist sein Zeil die Christianisierung des
fernöstlichen Kaiserreichs. An Bord hat er wertvolle Waren und Waffen, um mit den
Herrschern die Genehmigung für den Bau christlicher Kirchen auszuhandeln.
Der schwarze Leibwächter berichtet von diesen Bestrebungen als nüchterner Ich-Erzähler.
Der dann jedoch erschüttert wird vom Verrat seines Herrn, als Valignano ihn dem
mächtigen Oda Nobunaga als Gastgeschenk übereignet. Dieser Fürst war der erste der drei
Reichseiniger unter dem Schlachtruf Tenka fabu (Das ganze Reich unter einem
Schwert).
Es sind brillante Szenen, wie der Afrikaner den mächtigen aber auch launischen Fürsten
beim Kennenlernen begeistert und der sogar mittels Bürsten dessen sehr dunkle Hautfarbe
auf ihre Echtheit testet. Und Nobunaga tut etwas Unerhörtes: er macht Isaak als
Yasuke nicht nur zu seinem Leibwächter sondern sogar zum ersten
nicht-japanischen Samurai samt kompletter Rüstung.
Tatsächlich kämpft Yasuke bei den vielen Schlachten gegen die Heere anderer Warlords wie
ein Berserker. Immer wieder schildert er die wilden Kämpfe, das gnadenlose Blutvergießen
und mit faszinierendem Zeit- und Lokalkolorit die extrem bedeutsamen Rituale der Japaner.
Doch man erfährt auch von den schmerzlichen Erinnerungen an die verlorene Heimat und die
tiefe Wunde, die Valignano mit der Weggabe an Nobunaga schlug als Isaak mit dem Namen des
Sohnes von Abraham: Ein mann, der geopfert und als Geschenk dargeboten werden
konnte.
Es ist eine großartige Rekonstruktion der hitzigen Kämpfe um die Reichseinigung, in
denen Yasuke bis zu dessen Tod ein ebenso loyaler wie geschätzter Ritter an der Seite
Nobunagas bleibt. Wie in Wirklichkeit verliert sich auch in dieser bewegenden und
hochintensiv geschriebenen Fiktion danach die Spur des geheimnisvollen schwarzen Samurai.
Fazit: ein außergewöhnlicher Historienroman, wegen vieler sehr authentischer
Gewaltszenen aber nichts für Zartbesaitete.
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