MARI MANCUSI: „NEW DRAGON CITY“


Als Noah vor fünf Jahren mit seinen Eltern vor der allgegenwärtigen tödlichen Gefahr durch Drachen in ihren Familienbunker ging, konnte er nicht ahnen, was sie später vorfinden würden: New York City in Trümmern.
Das ist die unfassbare Situation, die sich dem jetzt Zwölfjährigen bietet: aus der einstigen Metropole ist „New Dragon City“ geworden. So heißt denn auch der Titel von Mari Mancusis dystopischem Thriller. Man weiß nicht, wo sie auf einmal herkamen, doch die Drachen-Apokalypse hat die Welt völlig aus den Fugen geraten lassen und wohl nur noch rund fünf Prozent aller Menschen sind überhaupt noch am Leben.
Zu Beginn wollen Noah und seine Freundin Maya mal wieder auf Sammeltour gehen, um in den fast völlig menschenleeren und stark zerstörten Häuserschluchten Brauchbares zu suchen. Doch sie erleben einen furchterregenden Schrecken, als plötzlich einer der riesigen todbringenden Drachen auftaucht – obwohl doch erst April ist und die Zeit des Winterschlafs der Biester eigentlich erst im Mai endet.
Sofort bricht die Gruppe, in der auch Noah und sein Vater seit drei Jahren in einem Hotel am Times Square leben, auf zur Metrostation, um wie jeden Sommer in den Schutz des Untergrunds auszuweichen. Vater will diesmal allerdings draußen bleiben, um die vor einiger Zeit plötzlich verschwundene Mutter zu suchen.
Von ihr gibt es Gerüchte, sie habe sich außerhalb der Stadt einer Sekte von Drachensympathisanten angeschlossen. Was Noah nicht glauben kann. Da er aber sehr an ihr hängt, bleibt auch er heimlich draußen, um ihren Verbleib zu erforschen. Und da hat er eine unglaubliche Begegnung – mit einem Drachenkind. Groß wie ein Pony und mit bernsteinfarbenen Augen: „Schön...und tödlich.“
Auge in Auge stehen sie da und – Noah füttert den Drachen mit einem Apfel und der fliegt danach einfach davon! Sein Vater aber als überzeugter Drachenjäger nimmt Noah nun mit auf Drachenjagd und lässt ihn Bärenfallen auslegen, um darin gefangene Drachen mit dem Gewehr erledigen zu können. Tatsächlich hat er Erfolg, doch gefangen ist ausgerechnet das Drachenkind.
Es wimmert in Schmerz und Todesangst und Noah bekommt Mitleid, zumal ihn das Drachenmädchen (ohne Hörner!) bei der ersten Begegnung hat leben lassen. Prompt befreit er es aus der eisernen Falle, damit es fortfliegen kann. Worauf sein Vater verständlicherweise tobt.
Nun aber wechselt die Erzählperspektive vom Ich-Erzähler Noah zu Asha, dem Drachenädchen. Mit interessanten neuen Sichtweisen und spannenden Momenten. Als es wenig später zu einer erneuten heftigen Begegnung zwischen Menschen und Drachen in der City kommt. Als Noah flüchtet, wird er von Drachenfeuer schwer verletzt und liegt als hilfloses Fressopfer auf der Straße.
Diesmal ist es Asha, die ihn vorm sicheren Tod rettet und ihn sogar gesundleckt. Ist dies der Beginn einer heiklen verbotenen Freundschaft?! Und mit welchen Folgen?! Das soll hier nicht verraten werden, denn dieser Thriller bietet noch so manche überraschende Wendung und fesselt bis zuletzt.
Fazit: ein höchst origineller Roman mit viel Atmosphäre und vibrierender Spannung für junge Leser ab zwölf Jahre. Die allerdings nicht zu zartbesaitet sein sollten, denn es gibt einige herbe Momente.

# Mari Mancusi: New Dragion City. Eine verbotene Freundschaft (aus dem Amerikanischen von Ulrike Köbele); 337 Seiten; Arena Verlag, Würzburg; € 16

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen. 


Kennziffer: KJB 987 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.