SARGHUNA SULTANIE: AFGHANISCHE
KÜCHE
Gutes aus Afghanistan hat Sarghuna Sultanie jetzt mit einem wunderschönen Bildband
präsentiert: die vielen Traditionen und Geheimnisse der einheimischen kulinarischen
Vielfalt.
Afghanische Küche ist das Werk überschrieben und der Untertitel verrät, was
es alles zu bieten hat: Rezepte und Geschichten aus meiner Familienküche. 80
traditionelle Rezepte aus Afghanistan, persönliche Geschichten und Einblicke in die
afghanische Esskultur.
Eingangs führt die mittlerweile 80-jährige studierte Chemikerin in die Feinheiten ihrer
heimischen Kulinarik und deren Zutaten ein. Viele Einflüsse aus der gesamten Region seien
da stets eingeflossen, zumal Afghanistan an der legendären Seidenstraße lag. Am
ausgeprägtesten aber sind die persischen Einflüsse, wie sie in ihren Ausführungen aus
ihren jüngeren Jahren erzählt.
Da erfährt man von einem Land im Aufbruch, wo der Fortschritt auch das Leben der Frauen
und die Kultur umfasste. Bis 1979 die Sowjets einmarschierten und eine Entwicklung
lostraten bis zum heutigen Unrechtsstaat mit elendigen Lebensbedingungen und völliger
Rechtlosigkeit der Frauen. Wehmut kommt da beim Lesen auf, wenn die Autorin aus heute
unvorstellbaren Blütezeiten berichtet. Auf deshalb wird ein Teil des Bucherlöses an den
Afghanischen Frauenverein e.V. gehen.
Doch was Sarghuna Sultanie zwischen all den sehr persönlichen Geschichten über die
Küche ihres Heimatlandes ausbreitet, ist nicht weniger als einfach höchst köstlich. All
die Suppen, Gemüse- und Reisgerichte über Eintöpfe und Eingemachtes bis hin zu
Süßspeisen. Einige ausgesprochene Eigenheiten der afghanischen Küche sind unter anderem
der unverzichtbare Gebrauch hinreißender Gewürzmischungen zumeist ein familiäres
Geheimnis und der zurückhaltende Gebrauch von Salz. Und es findet sich
bemerkenswerterweise kein einziges Fischgericht unter den Rezepten.
Ein Muss in dieser Küche sind dagegen viele würzige Chutneys und Torschi (Pickles) aber
auch Reis in vielerlei Variationen. Ein Schwergewicht der Rezepte bilden die Qorma,
saucenbasierte Schmorgerichte (ähnlich Gulasch) und Kababs. Fleisch spielt zwar eine
große Rolle, doch es gibt auch tolle Gemüse-Qorma.
Eher ungewöhnlich aber verführerisch erscheinen verschiedene Fleischgerichte mit Obst
wie Qorme Allubalu, ein Kalbfleischragout mit Sauerkirschen. Jedes Rezept wird gut
verständlich erklärt, eines allerdings sollte jedem Freund solcher Gaumengenüsse klar
sein: die afghanischen Gerichte brauchen Zeit, insbesondere die vielfältigen
Schmorgerichte.
Doch wer die herrlichen Speisenfotos von Manuela Rüther und all die Stimmungsbilder aus
der Familie der Autorin von Tochter Marie Sultanie anschaut, wird diesen Verlockungen
trotzdem unweigerlich verfallen.
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