PAUL NEWMAN: „DAS AUßERGEWÖHNLICHE LEBEN EINES GANZ NORMALEN MANNES“


Paul Newman war längst einer der ganz großen Hollywood-Stars, als mit seinem besten Freund, dem Drehbuchautor Stewart Stern, das Projekt einer Autobiografie in Ganz brachte. Ab 1986 sprach Newman viel Autobiografisches auf Tonband, während Stern Aussagen von Freunden und aus der Familie sammelte. 1991 schlief das Vorhaben jedoch unvollendet ein.
Vor kurzem erst wurde das einzigartige Material wiedergefunden und die Familie autorisierte David Rosenthal zur Fertigstellung von „Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes“. Und dieses Buch trägt bewusst den Untertitel „Die Autobiografie“, denn das ist es trotz vieler Einfügungen von Zeugenaussagen.
Über 80 Stunden Tonaufnahmen, mal in Interviewform, mal als Monolog, waren seinerzeit zusammengekommen. Newman hatte einen schlichten Beweggrund, denn ihm ging es um Wahrhaftigkeit: „Was ansonsten über mich im Umlauf ist, kommt der Wahrheit nicht einmal nahe.“ Und Newman, zu dieser Zeit bereits auf einem Höhepunkt seines Ruhmes, wollte nicht weniger als „eine Art Bekenntnis ablegen“.
Das tat er auf eine mitreißende und dabei ganz uneitle Weise, wenn er seine traumatische Kindheit, seine Unsicherheit als Teenager und bei den Misserfolgen beim weiblichen Geschlecht schildert. Dann hört es sich nach den Aussagen eines Schlingels an, wenn er über seinen Kriegsdienst und die Hochschulzeiten erzählt. Doch er spart auch seine Probleme beim Aufstieg zum Schauspieler, mit der ersten Ehe und seinen Alkoholproblemen nicht aus.
Dann aber widmet sich der wunderbare Memoirenerzähler der engsten familie, denn gerade seine Töchter sollen die Wahrheit über ihren Vater erfahren. Wobei die große Liebe seines Lebens eine zentrale Rolle spielt: die Schauspielerin Joanne Woodward. Erst war die Oscar-Gewinnerin lange seine Geliebte, um schließlich die restlichen 50 Jahre als Ehefrau an seiner Seite zu stehen.
Gemeinsam durchlitten sie den Tod des Sohnes, gemeinsam erlebten sie aber auch Höhenflüge wie Paul Newmans späte Oscar-Prämierung. Oder seine Rennfahrerkarriere, bei der er mit 70 Jahren als ältester Formel 1-Champion in die Rekordbücher einging. Doch auch sein Wirken als Unternehmer und äußerst großzügiger Philanthrop wird angemessen gewürdigt.
Auch dazu sind die vielen eingeschobenen „Zeugen“ eine echte Bereicherung und es sind namhafte darunter wie John Huston und Tom Cruise. So offenbart dieses spannend zu lesende Buch das Leben eines – neutral ausgerdrückt – höchst interessanten Mannes. Der davon wohl kaum jemals öffentlich gesprochen hätte, wie Stewart Stern ahnen lässt: „Sogar beim Sprechen verschanzte er sich in seine Privatsphäre.“


 

# Paul Newman: Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes (aus dem Amerikanischen von Heike Holtsch); 368 Seiten, div. SW-Abb.; Heyne Verlag, München; € 25

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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