TECHNOSEUM: AUF EMPFANG!
Achtung! Achtung! Hier ist die Sendestelle Berlin im Vox-Haus auf Welle 400 -
diese Ankündigung ging am 29. Oktober 1923 in den Äther und damit nahm der erste
deutsche Radiosender den Betrieb auf.
Diese Geburtsstunde des Rundfunks in Deutschland vor 100 Jahren steht im Mittelpunkt der
großen Sonderausstellung unter dem Titel Auf Empfang! Die Geschichte von Radio und
Fernsehen, die derzeit und noch bis November dieses Jahres im Technoseum, den
Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim gezeigt wird.
Darin fließt dann auch alles ein, was zu Weihnachten 1952 vom NWDR (Nordwestdeutscher
Rundfunk in Hamburg) als regelmäßiger Programmdienst auf den noch wenigen
Fernsehbildschirmen begann. Das Technoseum hat dazu ein Begleitbuch unter demselben Titel
herausgebracht, das sich mit Texten, Essays und einer Fülle von Bildern der spannenden
Geschichte von den Anfängen bis in die Gegenwart widmet.
Nach ersten Vorläufern wie Marconis Funk schon ab 1896 kiam in Deutschland
nach dem Ersten Weltkrieg die Idee zu einem Unterhaltungsrundfunk auf und zu
den Pionieren beim Aufbau zählte Hans Bredow, seit 1919 Staatssekretär. Trotz
Hyperinflation führten die ersten Sendungen bereits am 10. Dezember 1923 zur Gründung
der Radio-Stunde AG für einen regelmäßigen Sendebetrieb.
Der Empfang aber war gleich in zweierlei Hinsicht teuer: solch ein noch rarer
Radio-Empfänger in diesen schlechten Zeiten kaum erschwinglich und obendrein waren die
Rundfunkgebühren hoch. Da schritten findige Enthusiasten zur Selbsthilfe mit
selbstgebastelten geräten wie dem Röhren-Radio Audion - Schwarzhören
verbreitete sich, stand allerdings unter Strafe!
Doch der Fortsc hritt war nicht aufzuhalten und ein großer Schub folgte 1933, als die
Nazis die Macht ergriffen. Sie erkannten den hohen Wert des Radios für Propaganda und
sorgten für die flächendeckende Verbreitung mit Geräten wie dem legendären
Volksempfänger VE 301 schon ab 76 RM.
Die Olympiade 1936 in Berlin wurde dann zur Sternstunde des Fernsehens als erstes
Sportereignis auf Bildschirmen daheim. Weitere Fortschritte wie erste Tonbandgeräte und
manches mehr folgten und all diese Entwicklungen werden nicht nur mit Beschreibung und
vielen Fotos sondern vor Ort auch mit vielen historischen Exponaten gezeigt.
Der zweite Teil des Begleitbuches widmet sich mehr diesen ausgestellten Objekten aber auch
den Entwicklungen der Zeit nach 1945 vom Programmmachen über Klassiker des Fernsehens bis
hin zu stilvollem Mobiliar für den Hör- und Sehgenuss. Auch Rundfunk- und Fernsehmacher
finden ebenso Erwähnung wie die vielen Wandel in Hör- und Sehgewohnheiten.
Fazit: eine Fundgrube an Informationen zu einem Thema, das niemandem fremd ist und doch so
manche Überraschung aufzuweisen hat.
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# Technoseum (Hrsg.): Auf Empfang! Die Geschichte von Radio
und Fernsehen; 276 Seiten, div. Abb, Mittelformat; wbg Theiss Verlag, Darmstadt; 29
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)
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