DESIRÉE NOSBUSCH: „ENDLICH NOCH NICHT ANGEKOMMEN“


Desirée Nosbusch, Anfang 1965 in Luxemburg geboren, wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Das Frühchen mit dem offenbar sehr starken Lebenswillen entwickelte sich zur guten Schülerin und als sie dann mit zwölf dem Moderator von Radio Luxemburg und späteren Showmaster Frank Elstner im Sender über den Weg lief, sollte das der Start für eine lange bunte Karriere werden.
Damals gab es ein entscheidendes Plus des Mädchen: „Desirée mit den vielen Sprachen.“ Wie sich das alles schon sehr früh anließ, auch seine Schattenseiten eröffnete und der vermutlich berühmtesten Frau ihres kleinen Landes gerade in den etwas reiferen Jahren ungeahnte Höhepunkte bescherte, das schildert sie in ihrer Autobiografie „Endlich noch nicht angekommen“.
Von der Göre, die keck Winnetou-Star Pierre Brice oder mit ganzen 16 den berüchtigten Klaus Kinski unter abenteuerlichen Bedingungen interviewte bis zur preisgekrönten Darstellung der eiskalten Bankerin Christelle Leblanc in der Serie „Bad Banks“ - das ist ein bewegter
Lebensweg, den Nosbusch selbstbewusst und zugleich angenehm uneitel und ziemlich offen beschreibt.
Als Teenager wurde sie mit ihrer frischen Art in allerlei Musiksendungen und ersten Filmen zu einem Teenager-Idol. Doch da gab es auch die dunkle Seite hinter den Kulissen, den fast 30 Jahre älteren Leiter der Kinderredaktion von RTL, der seine Position schamlos ausnutzte. Sie nennt es Vergewaltigung, was er da mehrere Jahre mit ihr getrieben hat, bis sie sich endlich durch Flucht befreien konnte.
Es gab aber auch die öffentlich bekannten Skandale noch zu diesen Zeiten. Da sorgten kritische Worte in einer Fernseh-Show mit Blacky Fuchsberger gegen Franz Josef Strauß für einen Publikumsaufruhr und die zeitweise Verbannung von ARD und ZDF. Aus heutiger Sicht eine lächerliche Angelegenheit, wogegen der Skandal um ihre sehr freizügige Rolle in dem wüsten Film „Der Fan“ 1982 für allerhand auch juristischen Ärger sorgte. Worauf sie allerdings eher sparsam eingeht.
Doch auch so hat sie viel zu erzählen und da ihr Leben – nicht zuletzt dank ihrer gerühmten Vielsprachigkeit – zum erheblichen Teil im europäischen Ausland und in den USA stattfand, sind manche Passagen kaum bekannt. Aber sehr interessant wie ihre vielfältige Filmarbeit, wo sie zum Beispiel über das Gebaren mancher Filmschaffender und allen vorweg denen in Frankreich satirisch wird: „Das Kunstgehabe verhüllte oft spätpubertäre Baustellen und sehr schlichte Männerfantasien“.
Beeindruckend ist die Liste der namhaften Kollegen, von deren freundschaftlichen Beziehungen sie Erhellendes erzählt. Oder wie sie beinahe ein Bond-Girl geworden wäre, dann aber heimlich in den USA heiratete und zwei Kinder bekam. Und wie dann mit über 50 Jahren mit den „Bad Banks“ noch der ganz große Durchbruch kam und zugleich Ehemann Nummer 2 in ihr Leben trat.
Desirée Nosbusch hat für diese ebenso interessante wie angenehm zu lesende Autobiografie die Hilfe von Jochen Siemens in Anspruch genommen, eines früheren STERN-Redakteurs, den sie seit 1994 kennt. Offenbar eine gute Wahl, denn für so viel Offenheit der Lebensbeschreibung braucht es Vertrauen und Seriosität.

# Desirée Nosbusch: Endlich noch nicht angekommen; 370 Seiten, div. Abb.; Ullstein Verlag, Berlin; € 22,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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