KLAUS RICHARZ: NACHTFLUG
Die Fledermauß ist ein unreiner Vogel. Das sagte der Schweizer Naturforscher
Conrad Gesner im 16. Jahrhundert. Solche und andere Fehl- und Vorurteile gegen die
nachtaktiven Flugsäuger bis hin zu allerlei Aberglauben haben sich jedoch bis hin unsere
Zeit gehalten.
Wer es besser wissen will, dem sei der große Textbildband Nachtflug. Die
faszinierende Welt der Fledermäuse von Klaus Richarz, seines Zeichens promovierter
Biologe und einer der versiertesten Experten zu diesem Thema, empfohlen. Eingangs geht er
auf die oft verquere Kulturgeschichte dieser uralten Spezies ein, die tatsächlich das
einzige Säugetier ist, das wirklich fliegen kann.
Natürlich geht der Biologe auch auf die Behauptung ein, dass Fledermäuse Vampire seien.
Und ja es gibt Arten, die ihren Beutetieren Blut absaugen. Andere fressen Insekten,
Frösche, kleine Mäuse und es gibt sogar Fischfänger wie wie Rickett-Wasserfledermaus.
Doch manche Arten sind auch Vegetarier und wertvoll in ihrer Nebenwirkung als
Pflanzenbestäuber.
Das Faszinierendste aber sind die Jagdmethoden, allen voran die legendäre
Ortungsfähigkeiten per Schall. Beschrieben werden jedoch ebenso Abwehrstrategien
bevorzugter Beutetiere oder wie es ist, wenn die Fledermäuse selbst zur gejagten Beute
wird. Wobei es vereinzelt sogar Kannibalismus gibt wie durch die Australische
Gespensterfledermaus.
Klaus Richarz geht aber auch Themen wie den Parasitenbefall (man denke an den dringenden
Verdacht der Übertragung von Covid 9!) aber auch die Fortpflanzung und das gesamte
Fledermausjahr ein, bei dem etliche Arten je nach Lebensraum auf einen Winterschlaf
angewiesen sind. All dies wird gut verständlich dargelegt, doch die wahre Klasse dieses
hervorragend aufgemachten Buches liegt darin, dass sämtliche Sachverhalte durch oft
atemberaubende Fotografien veranschaulicht werden.
Zugegeben: ob ein Winzling wie die 4 Gramm leichte Hardwicke-Wollfledermaus oder die wohl
größte art, die Kragen-Nacktfledermaus mit einer Flügelspannweite bis zu 65 cm, sie
alle sind bei aller Faszination objektiv hässlich anzuschauen und wirken häufig in der
Großaufnahme sogar furchteinflößend. Was jedoch der Klasse dieses Tetbildbandes
selbstredend nicht im mindesten abträglich ist.
|