PAUL BRANNIGAN: „EDDIE van HALEN“


Kaum zu glauben: es begann mit Alex van Halen an der Gitarre und Bruder Eddie am Schlagzeug! Bis der jüngere die britische Band „Cream“ und dort den Virtuosen Eric Clapton hörte. Er war kaum zwölf, als es zum Tausch kam, der eine der größten Legenden der Rockmusikgeschichte begründete.
Im Jahr 2020 verstarb der Ausnahmekünstler, den der irische Musikjournalist und Biograf Paul Brannigan als den Peter Pan des Hardrock bezeichnet. Mit guten Grund, wie sein Buch „Eddie van Halen. Ein Leben“ deutlich macht. Der Autor hat 1998 selbst ein ausführliches Interview mit dem unvergleichlichen Saitenspezialisten geführt, er hat mit vielen Wegbegleitern gesprochen und umfangreiches Quellenmaterial ausgewertet.
Alex, Jahrgang 1953, und der knapp zwei Jahre jüngere Eddie wurden in den Niederlanden in eine musikalische Familie geboren, in der Vater Jan sein Geld als Berufsmusiker verdiente. In der Hoffnung auf bessere Chancen übersiedelte die Familie 1962 in die USA, wod die Jungen jedoch im kalifornischen Pasadena nicht nur mangels Sprachkenntnissen als Außenseiter einen schweren Stand hatten: ihre Mutter Eugnia war Indonesierin und die Jungen damit „Mischlinge“.
Das änderte änderte sich erst, als sie als angehende Teenager 1972 ihre erste eigene Band gründeten und mit Coverversionen ihrer Idole wie Led Zeppelin Furore machten. Zusammen mit Bassist Michael Anthony und dem ziemlich durchgeknallten Sänger David Lee Roth – mit dem es immer wieder viel Stress und Ärger gab – wurde es dem Projekt unter dem schlichten Bandnahmen „Van Halen“ eine der größten Bands der Rockgeschichte.
Wobei Eddies geniale Virtuosität und insbesondere die von den größten Gitarristen bewunderte atemberaubende Tapping-Technik das Besondere war. Riesenkonzerte, spektakuläre Hits wie „Jump“ und zehrende Tourneen unter dem exzessiv ausgelebten Motto „Sex & Drugs & Rock 'n' Roll“ werden hier detailliert beschrieben.
Und wenn der lebenslang recht schüchterne Eddie schließlich die letzten Jahre an Krebs litte und 2020 an einem Schlaganfall verstarb, passt dazu seine eigene Aussagen, dass ihm der Vater schon mit zwölf Jahren vor einem Auftritt gegen das Lampenfieber Wodka und Zigaretten empfohlen hatte. Doch nicht nur die kräftezehrende Laster durchzogen Eddie van Halens Leben intensiv, auch sonst war das musikalisch so erfolgreiche Leben der van-Halen-Brüder neben manchen Aufs auch von schweren Krisen geprägt.
Das liest sich in der handfesten derben Schreibe Paul Brannigans sehr unterhaltsam, allerdings ist das eher eine Bandbiografie als die der Person Eddie van Halens. Zu wenig von seinem eigenen Denken und Fühlen hat der Autor zu berichten und über das eigentliche Privatleben, insbesondere die langjährige Ehe mit der Schauspielerin Valerie Bertinelli und das Familienleben samt Sohn Wolfgang erfährt man nur Rudimentäres.
Dass diese Chronik gleichwohl ein Genuss für jeden Freund der Rockmusik ist, liegt im Gesamtprojekt begründet. Immer wieder spannende Einblicke und Berichte über die Entwicklungen der Musikszene und hier vor allem der wilden 70er und 80er Jahre bringen so manches zutage, das wenig bekannt war oder zumindest beinahe vergessen ist.

# Paul Brannigan: Eddie van Halen. Ein Leben (aus dem Englischen von Harriet Fricke, Dieter Fuchs und Stephan Glietsch); 302 Seiten, div. Abb.; Ullstein Verlag, Berlin; € 22

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bio 451 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de