TILL HEIN: CRAZY HORSE
Wohl jeder weiß, wie ein Seepferdchen aussieht, und die meisten Menschen finden die
possierlichen Tiere aus der Gattung der Knochenfische irgendwie niedlich. Was aber macht
solch ein schwebendes Wasserwesen mit dem pferdeähnlichen Kopf wirklich aus?
Diesem Thema hat sich nun der Wissenschaftsjournalist Till Hein unter dem Titel
Crazy Horse gewidmet. Dass er das Thema nicht mit professoralem Bierernst
sondern eher locker angeht, lässt schon spätestens der Untertitel erkennen:
Launische Faulpelze, gefräßige Tänzer und schwangere Männchen. Die schillernde
Welt der Seepferdchen.
All diese Eigenschaften treffen wirklich zu auf das Seepferdchen und noch viele
erstaunliche mehr. So schwimmen sie träge und immer schön aufrecht gemächlich dahin und
sind dennoch erfolgreiche Jäger. Was aber auch unbedingt nötig ist, denn sie müssen
fast ständig fressen, weil sie keinen Magen haben und sogenannte schlechte
Futterverwerter sind.
In 20 Kapiteln stellt Hein immer neue Erkenntnisse vor, die von kurios bis skurril
reichen. Das meiste Wissen über die mehr als 80 verschiedene Arten ist gesichert, obwohl
die Gattung längst noch nicht auserforscht wurde. Immerhin gibt es sie quasi weltweit und
ihre Erscheinungsformen reichen vom kaum 2,5 cm großen Winzling namens
Bargibant-Seepferdchen bis zum Dickbauch-Seepferdchen, das bis zu 35 cm lang werden kann.
Besonders außergewöhnlich ist ihr Paarungs- und Fortpflanzungsverhalten sie sind
nicht nur ausgesprochen aktiv dabei, die Männchen sind es tatsächlich, die den Nachwuchs
austragen. Dabei erweisen sich diese so ganz andersartigen Meeresbewohner als soziale und
sensible Wesen, die sich hervorragend tarnen aber auch anmutig tanzen können.
Der Autor geht aber auch auf die Bedueutng der Seepferdchen in Forschung, Medizin und
Biologie ein und natürlich darf in dieser locker und unterhaltsam zusammengestellten
Hommage an das Seepferdchen auch nicht dessen Auftreten in Mythen und Geschichten fehlen.
Und ein flapsiges Zitat wie das des Meeresbiologen und Seepferdchen-Spezialisten Jorge
Gemozjurado steht quasi dafür, wie offenbar selbst die Forschung ein besonderes
Vergnügen an dieser Spezies hat: Als er das Seepferdchen erschuf, war Gott
wahrscheinlich besoffen.
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