DAVID BARRIE: UNGLAUBLICHE
REISEN
Die meisten Menschen haben einen Orientierungssinn und da der in der Regel begrenzt ist,
hat der Homo sapiens schon ganz früh nach Hilfsmitteln zur Navigation gesucht. Wie aber
kommen die oft unfassbaren Navigationsleistungen der Tiere zustande, die dabei ohne jedes
Hilfsmittel auskommen müssen?
Diesem Thema hat sich der Psychologe und ehemalige Diplomat David Barrie mit einem
erzählenden Sac hbuch voller verblüffender Ausführungen gewidmet. Unglaubliche
Reisen. Vom inneren Kompass der Tiere hat es der auch als anerkannter
Schmetterlingsforscher fungierende Autor überschrieben.
Vor einigen Jahren hatte er die Navigationsgeschichte des Menschen mit seinem vielgelobten
Buch Sextant geschildert. Hier aber geht es um Lebewesen, die kein GPS kennen
und doch Ziele teils über viel tausend Kilometer zielsicher wiederfinden. Wie die Lachse,
die bis zur Paarungszeit im offenen Meer leben und dann zu ihren ursprünglichen
Heimatgewässern in Bächen und Flüssen quasi hinaufschwimmen müssen, bis
sie dort laichen können. Barrie ist auch mit Forschern unterwegs gewesen und so beruhen
seine Ausführungen auf dem neuesten Stand der Forschung.
Mal nutzen die Tiere die Magnetfelder der Erde zur Navigation, während andere die Sonne
und die Sterne nutzen. Da orientiert sich zum Beispiel der Mistkäfer nach der fernen
Milchstraße und für Seehunde müssen es immerhin noch die Leitsterne sein. Gewaltig
erweisen sich da auch die Entfernungen, die so manche Schmetterlingsart zurücklegt. Viele
Tierarten scheinen regelrechte Kartografengehirne zu besitzen, wenn sie die überquerte
Landschaft exakt zur Kursfindung erfassen.
Der Autor erklärt die vielen Phänomene zuweilen etwas unstrukturiert, aber stets sehr
unterhaltsam und gut verständlich. Und er wartet neben manch interessanten Anekdoten auch
mit Erkenntnissen auf, die selbst für die Wissenschaft dicke Überraschungen waren. Wie
die von den Tauben, deren zielgenaue Weitstreckenflüge ja legendär sind. Wer aber hätte
gedacht, dass bei ihnen nicht Erdmagnetfelder oder dergleichen sondern der Geruchssinn
eine entscheidende Rolle spielt?
Fazit: ein interessantes Sachbuch zu einem immer wieder überraschenden Phänomen.
|