MICHAEL CRICHTON: „DRAGON TEETH“


Michael Crichton (1942-2008) war der große Meister der Wissenschaftsthriller und „Jurassic Park“ samt Verfilmung war dabei der legendäre Höhepunkt. Erst im Nachlass fand sich kürzlich ein erster Roman, der bereits seinen weiteren Weg erahnen ließ und auch das Thema Dinosaurier zum Inhalt hatte.
Nun liegt dieser bisher unbekannte Debütroman von 1974 mit dem Titel „Dragon Teeth – Wie alles begann“ vor und er beruht noch stärker als die späteren Werke auf tatsächlichen Ereignissen. Es gab die Paläontologen Othniel Charles Marsh, Universität Yale, und Edward Drinker Cope, Akademie der Naturwissenschaften in Philadelphia, ebenso wirklich wie den sogenannten Knochenkrieg, den sich die beiden fanatischen Forscher in den späten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts lieferten.
Bis zum Einsatz von Waffengewalt bekriegten sich die Beiden bei der Suche und den Ausgrabungen von Saurierskeletten im wahrhaft wilden Westen. Obendrein fand diese Fossilienjagd zur selben Zeit statt, als das US-Militär die letzten großen Kriege gegen die Indianer focht, aber auch gierige Goldgräber und skrupellose Revolverhelden ihr Unwesen in den gesetzlosen Weiten trieben.
Als Hauptfigur führt Crichton hier den fiktiven Helden William T. Johnson ein, einen tolpatschigen Tunichtgut aus wohlhabenden Kreisen, der überall mit seinen Eskapaden aneckt. Nichts prädestiniert ihn wirklich zum Helden und Paläontologie ist ihm eher schnuppe. Es ist eine 1000 Dollar-Wette, die ihn in die Studentenausgrabungsgruppe bringt, so dass er sich bald mit Marsh und seiner Expedition genau dort wiederfindet, wo der Westen zu der Zeit dank besonders kriegerischer Indianerstämme noch lebensbedrohender als anderswo ist.
Tatsächlich werden große Funde von Knochen des Brontosaurus ausgegraben, aber genau so echt sind die Exzesse von Marsh und Cope gegeneinander. Ihr handgreiflicher Ehrgeiz beruht nicht zuletzt auf den Finanziers der Expeditionen, denn das waren Selfmade-Millionären wie Carnegie und Peabody. Und nicht zu vergessen der nicht minder tobende philosophisch-religiöse Streit zwischen den Darwinisten und den Kreationisten.
So entwickelt sich das Ganze rasant zu einer wüsten Mischung aus Western- und Wissenschaftsroman mit realem Hintergrund. Und William T. Johnson mittendrin, gejagt von Sioux-Kriegern, auf dem Planwagen Kisten voller Saurierknochen aber auch zwei tote Gefährten. Nur mühsam übersteht er eine Flucht im Pfeilregen, lernt den legendären Sheriff Wyatt Earp, den Schriftsteller Robert Louis Stevenson, den tragisch endenden General Custer (allesamt historische Persönlichkeiten!) kennen.
Doch er muss seine Kisten bis nach Philadelphia bringen und so mancher Wegelagerer will da nicht glauben, dass darin nichts als alte Knochen sein sollen. Auf spannende Weise jongliert Crichton hier mit Fakten und Fiktion und sorgt bis zum Schluss für beste Unterhaltung einschließlich wissenschaftlicher Information.

# Michael Crichton: Dragon Teeth – Wie alles begann (aus dem Amerikanischen von Klaus Berr); 318 Seiten; Blessing Verlag, München; € 22

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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