FLORIAN BECKERHOFF: „HERRN HAIDUKS LADEN DER WÜNSCHE“


Herr Haiduk freut sich, dass sein Lieblingsschriftsteller Paul – der aber auch der einzige Autor ist, den er kennt – wieder zurück in Berlin ist. Ihm erzählt er nun wie in einem langen vertrauensvollen Interview eine irgendwie ein wenig aus der Welt gefallene Geschichte aus unseren Tagen.
Haiduk kam vor Jahrzehnten der Liebe wegen aus Paris hierher. Die Liebe verließ ihn zwar schnell, er aber lebt noch heute hier und betreibt einen Kiosk. Winzig klein, zwischen zwei Häusern eingekeilt, bietet er gleichwohl ein erstaunliches Sammelsurium an Zeitungen, Tabakwaren und vielem mehr. Es ist „Herrn Haiduks Laden der Wünsche“ und so lautet auch der Titel von Florian Beckerhoffs neuem Roman.
Von dem stets freundlichen alten Herrn erfährt Ich-Erzähler Paul nun eine sehr besondere Geschichte und die hat ganz viel mit Alma zu tun. Die scheue junge Frau wirkt unscheinbar und Haiduk empfindet sie als „auf so sympathische Art rätselhaft“. Immer wider kommt sie in sein Lädchen, liest stundenlang in Modemagazinen, um schließlich ein einziges und vielleicht mal ein Kaugummi zu kaufen. Vor allem aber – sie bleibt die ganze Zeit über stumm. Da nützt es Haiduk auch nichts, dass er herausbekommt, dass sie eine Landsmännin ist.
Das Alles ändert sich erst, als „die stumme Alma“ eine Lottoquittung findet. Ausgerechnet die vom Jackpot über 13 Millionen Euro. Alma will nun unbedingt den Besitzer des Lottoscheins herausfinden und auch erfahren, was so viel Glück wohl aus einem Menschen macht. Natürlich spricht sich das herum und es melden sich allerlei Anwärter mit mehr oder weniger dreisten Lügenmärchen. Und Alma muss erkennen, dass das mit dem Glück so seine Tücken hat.
Da ist es dann weniger die zum Schluss offen bleibende Auflösung als dieses wunderbare Figurentableau, das den kleinen Roman zu einem Lesegnuss macht. Die Protagonisten sind mit viel Liebe zum Detail erfunden und selbst die Charakterisierungen von Nebenfiguren wie der falschen Witwe oder dem Pudelmann sind gelungen. Charmant und federleicht erzählt, erinnert dieses Buches an jene sanften und doch auch tiefsinnigen Schmunzelgeschichten Francois Lelords.

# Florian Beckerhoff: Herrn Haiduks Laden der Wünsche; 256 Seiten; HarperCollins Verlag, Hamburg; € 16,99

 
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)


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