FELIX LOBRECHT: SONNE UND
BETON
Die Szene ist die Gropiusstadt, Plattenbauviertel in Berlin-Neukölln. Hochhäuser, Kiez,
Deutsche längst Minderheit geworden. Die 16-jährigen Schüler Lukas, Gino und Julius
leben hier mehr schlecht als recht und schlagen sich eben mit Kiffen, Chillen, Saufen und
Mädchenglotzen durch die heißen Sommertage.
Nerviger, langweiliger Alltag, bis ein neuer Schüler in die Klasse kommt und im Nu zu der
kleinen Clique gehört: Sanchez, aus Ost-Berlin zugezogen, wo er als dunkelhäutiger
Kubaner oft genug auf die Schnauze kriegte. Eben als Minderheit, so wie es dem blonden
Lukas hier im Viertel geht. Und dass das sehr real ist, was Comedian und Autor Felix
Lobrecht da an den Anfang seines Jugendromans Sonne und Beton stellt, darf man
dem 29-Jährigen aufgrund reichlich eigener Erfahrung glauben.
Wie Ich-Erzähler Lukas wuchs er in genau dieser Gegend auf, mit einem alleinerziehenden
Vater. Mit dieser prolligen, rotzfrechen Slangsprache, die selbstredend jeder
political correctness ins Gesicht spuckt. Als blonder Deutscher wird man hier
ganz schnell zum Opfer und ohne Kumpels sollte man sowieso nicht durch diesen
Betondschungel ziehen.
Vorbild für Lukas ist der große Bruder Marco, der noch heute Respekt in der Szene
genießt weil er besonders schlimm war. Um so mehr lassen sich Lukas wie auch Gino
und der ziemlich simpel gestrickte Julius von Neuling Sanchez beeindrucken. Der tritt
ebenso cool wie charmant auf und ist dabei geradezu klausüchtig mit immer neuen Tricks.
Und dann hat er einen schrägen Plan für einen lukrativen Einbruch. Der trotz viel
Dilettantismus gelingt, aber wie vertickt man so viele hochwertige Computer, wenn
man keine Hehler kennt?! Also setzt das eigentlich kritische Geschehen erst jetzt voll ein
und Kontakte wie zum Beispiel zu orientalischen Händlern können nur heikel sein.
Mehr sei nicht verraten von diesem mutmaßlich sehr authentischen Fall. Fazit:
ungeschönt, ganz nah am realen Leben pulsierend und außerdem nicht nur für Kenner ein
spannendes Lehrstück.
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