FREDERICK FORSYTH:
OUTSIDER
Als Frederick Forsyth 1971 den Roman Der Schakal veröffentlichte, der als
Buch und Film ein Welterfolg wurde, hatte er dafür einen triftigen Grund und eine
konkrete Inspiration gehabt. Mal wieder völlig abgebrannt und ohne Job in Aussicht,
schrieb er das Manuskript in 35 Tagen runter. Die Idee wiederum erwuchs aus dem echten,
gescheiterten Attentat auf Präsident de Gaulle im August 1962.
Schon beim Schakal wie auch bei den weiteren Welterfolgen erstaunte immer
wieder die besonders authentische Darstellung insbesondere der Geheimdienstarbeit. Nun hat
Forsyth seine Autobiographie unter dem Titel Outsider herausgebracht und er
bestätigt den vielfach gehegten Verdacht: die Realitätsnähe rührt her von einer rund
20-jährigen Mitarbeit beim britischen Auslandsgeheimdienst MI6. Der 77-Jährige war
allerdings kein 007-Agent sonder eine Art freiwilliger, ehrenamtlicher Mitarbeiter.
Das erklärt er ganz einfach, denn man habe insbesondere zu Zeiten des Kalten Krieges eine
andere Einstellung zum Engagement für das eigene Land gehabt. Im Übrigen sei er dabei
einer von vielen gewesen. Spannend und immer wieder auch heikel bis lebensgefährlich ist
es gleichwohl häufig geworden, wie er in seinem typischen Stil schildert, wobei er sein
eigenes Handeln durchaus ebenso lässig wie selbstironisch beschreibt.
Da hätte ein Ausflug in die DDR fast mit seiner Hinrichtung geendet, nachdem ihn der MI6
entsandt hatte, um Etwas abzuholen, das brisante Paket eines Sowjet-Oberst.
Einerseits bandelte der stets sehr abenteuerlusitge Amateur-Agent mit einer attraktiven
DDR-Spionin an auf ihn angesetzt andererseits hatte man seinen Sportwagen
präpariert, wie man es von James Bonds Q kennt. Ein bisschen Flapsigkeit half dann
endgültig, um heil aus der Affäre zu kommen.
Schon früh hatte Forsyth davon profitiert, dass ihn seine Eltern Sprachen lernen und in
die Welt hinausziehen ließen. Zu den spektakulären Stationen des Einzelkindes gehörte
die kurze Karriere als mit 19 Jahren jüngster Pilot der RAF, der die viel weiterführende
als Journalist folgte. Es war die Nachrichtenagentur Reuters, die ihn schließlich als
Korrespondenten nach Nigeria entsandte, um vom Biafra-Krieg zu berichten.
Wo ihn dann insgeheim auch der MI6 anheuerte. Hierher rührt auch Forsyth' Ablehnung der
sogenannten Political Correctness, denn die britische Regierung lieferte einerseits Waffen
an beide Seiten, bestritt jedoch andererseits jegliche Gräuel. Forsyth aber lieferte
aufsehenerregende Berichte und Bilder vom Hungertod hunderttausender Kinder. In
Lebensgefahr geriet er so manches mal, doch er konnte mit einem der frühen Romane auch
einen ganz speziellen Erfolg verbuchen. Als sein nach realen Vorlagen verfasster Roman
Die Akte Odessa verfilmt wurde, flog damit der untergetauchte und im Buch mit
Echtnamen aufgeführte SS-Scherge Eduard Roschmann auf und starb auf der anschließenden
Flucht.
Forsyth, der Meister des Politthrillers, erzählt nicht viel aus seinem Privatleben, seine
Memoiren sind ansonsten jedoch spannend wie ein gut erfundener Roman. Er bekennt sich zu
dem häufigen Glück des Tüchtigen, wenn er beim Recherchieren mal wieder Explosives
aufgerührt hat oder sich beim erweiterten Tourismus für den MI6 aufs
Glatteis begab. Fazit: ein ähnlich großes Lesevergnügen wie seine lebensnahen und stets
mitreißenden Politthriller. Mit einem dicken Wermutstropfen - Outsider soll
sein letztes Werk gewesen sein.
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