CHRISTIAN
von DITFURTH: HELDENFABRIK
Gute und meist sehr spannende Romane hat Christian von Ditrfurth schon zahlreiche
verfasst. Mit seinem jüngsten Werk Heldenfabrik aber hat er sich nicht
weniger als in die internationale Thrillerelite geschrieben.
Schon der Auftakt, als ein Killerkommando in die Zentrale eines Berliner Pharmakonzerns
eindringt und den Vorstand bei dessen Sitzung exekutiert, weist den Weg weit über einen
reinen Krimi hinaus. Da werden die Leichen spektakulär in der Spree drapiert und eine
Mappe mit einem Rilke-Gedicht schafft zusätzliche Verwirrung. Schier unauflöslich
scheint dieser Fall, mit dem Kriminalhauptkommissar Eugen de Bodt beim Dienstantritt in
Berlin empfangen wird.
Dabei hat der eigenwillige Kriminalist schon immer bereut, diesen Beruf ergriffen zu
haben. Was ihn aber nicht daran hinderte, an seinem bisherigen Dienstort Hamburg ebenso
unbeliebt wie erfolgreich zu sein. In Berlin jedoch trifft er auf ein Team, mit dem er
überraschend schnell hervorragend zusammenarbeitet, weil irgendwie die Chemie stimmt.
Wobei ihn die attraktive Silvia Salinger stärker anzieht, als er eigentlich möchte,
während der türkischstämmige Yussuf mit dem ADHS-Syndrom und den schillernden
Beziehungen ins Milieu immer wieder für zielführende Überraschungen gut ist.
Als für die Ermittler unangenehme Überraschungen erweisen sich jedoch bald die
Störmanöver aus gleich mehreren Kreisen. Da haben Verfassungsschützer Befehl von
ganz oben zum verfassungswidrigen Einmischen erhalten und das führt
ebenso zu knackigen Begegnungen wie die undurchsichtigen Aktionen gleich mehrerer
Geheimdienste und einigen höchst humorlosen Söldnern. Und als hätten de Bodt und sein
Team nicht schon genug Widrigkeiten gegen sich in dem völlig undurchsichtigen Fall,
laufen nun auch noch Intrigen auf höchster politischer Ebene gegen ihre Arbeit.
Denen gegenüber sich der grantige Kommissar mit der linksradikalen Vergangenheit
herzerfrischend hartleibig zeigt. Dies umso mehr, als zunehmend der Verdacht aufkommt,
dass hier noch anderes im Spiel sein könnte, als nur ein Fall klassischer
Organisierter Kriminalität der Titel Heldenfabrik gehört hier zur
beängstigend realistischen Lösung. Doch so unkonventionell und raffiniert dieser
exzellent gezeichnete Ermittler auch gezeichnet ist, er hat eine Art Gegenüber im
Verborgenen und dieser vegetarische Auftragskiller André sorgt für die nochmal
spannungserhöhende zweite Handlungsebene.
Weniger seine Auftragserfüllung als vielmehr die Nacharbeit samt der Flucht
vor seinen Auftraggebern sind auf atemberaubende Weise dramaturgisch eingebaut und bieten
in Rasanz, Einfallsreichtum und Souveränität filmreife Qualitäten auf internationalem
Spitzenniveau. Dazu sorgen starke Dialoge fern typischer Klischees, aber auch viel Action
samt einer Vielzahl von Leichen für ein Thrillervergnügen, das nur noch einen Wunsch
offen lässt: unbedingt mehr davon!
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