JAN SEGHERS: DIE
STERNTALER-VERSCHWÖRUNG
Hessen 2008, bei den Landtagswahlen stürzt Ministerpräsident Rolf-Peter Becker mit
seinen Christlichen um satte 12 Prozent ab und ist vorläufig nur noch
geschäftsführender Regierungschef. Seine Gegenspielerin Sabine Xanthopoulos hat zwar
zugelegt, braucht zur Regierungsübernahme wegen der knappen Verhältnisse allerdings die
Stimmen der Linken.
Was jedoch nicht nur ein Bruch eines zentralen Wahlversprechens wäre, auch die Wirtschaft
fürchtet um den von Becker stark unterstützten Ausbau des Frankfurter Flughafens. Dann
versagen im entscheidenden Augenblick vier Genossen der Fast-Ministerprädidentin die
Gefolgschaft. Ende der Karriere, Beckers Amt ist gerettet, dank dunkler Strippenzieher im
Hintergrund.
Und wer sich sich von all dem ziemlich intensiv an die tatsächlichen Vorgänge um Roland
Koch, Andrea Ypsilanti und den Wahlkrimi von 2008 erinnert fühlt, muss sich von Autor Jan
Seghers offiziell! - belehren lassen durch den vorangestellten Hinweis: Alle
Ereignisse sind frei erfunden. Selbst der Vollmond scheint, wann er will.
Womit sich Die Sterntaler-Verschwörung, der fünfte Fall mit dem Frankfurter
Kommissar Robert Marthaler, als Krimi offenbart, wenngleich mit etlichen Figuren, die bis
zur Kenntlichkeit verschleiert sind. So auch Udo Klotz, Intimus und Pressesprecher des
Ministerpräsidenten und als skrupelloser Kotzbrocken maßgeblicher Kopf hinter einer
abgefeimten Verschwörung zum Machterhalt. Dazu gehören offensichtlich auch Fotos, die
einen angesehenen, inzwischen aber abtrünnigen Abgeordneten zum Abdanken zwingen sollen.
Der von Beginn an ungemein fesselnde Roman setzt mit einem tödlichen Unfall ein, bei dem
der Stricher Süleyman an eben diese Schmuddelbilder kommt. Als er prompt versucht, Geld
daraus zu schlagen, gerät er an Kreise, die ihn von nun an bis aufs Blut verfolgen.
Kommissar Marthaler dagegen arbeitet noch an einem alten Mordfall, als er in einem Hotel
auf eine spektakulär ermordete Journalistin stößt. Die Ermittlungen will ihm der
ruppige Kollege Kottek vom Landeskriminalamt jedoch sofort entziehen.
Marthaler beeindruckt das ebenso wenig wie sein eingeschworenes Team. Und sie haben einen
wahrlich triftigen Grund dazu: die offenbar regelrecht hingerichtete bekannte Journalistin
war der Verschwörung gegen Xanthopoulos auf die Spur gekommen und der Herr LKA-Kollege
verhält sich arg auffällig. Mehr aber sei von diesem brillant geschriebenen Polit-Krimi
selbst nicht verraten werden. Gesagt werden soll jedoch, dass Marthaler privat immer noch
als einsamer Wolf unter seinen Problemen mit Tereza leidet, dass die unerschrockene
Journalistin Anna ihm einmal mehr mit teils ungewöhnlichen Methoden unterstützt und auch
sein Freund Carlos wieder eine sehr eigene Rolle spielt.
Das Alles ist rasant aufgezogen und zur Hochspannung tragen knallharte Szenen wie auch die
erneut starken Dialoge bei. Gekonnt führt Jan Seghers schließlich die verschiedenen
Handlungsstränge zusammen und man stellt sich tatsächlich zum Schluss die frage: wie
viel reales Geschehen mag hier wohl eingeflossen sein...
Fazit: ein Polit-Krimi mitten aus Deutschland und zugleich von internationaler
Spitzenklasse.
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