LUKAS ERLER: BRENNENDES
WASSER
Nach seiner hochspannenden Ökothriller-Trilogie setzt Lukas Erler auch bei seinem ersten
Jugendroman auf ein hochbrisantes Umweltthema, das umstrittene Fracking. Mit diesem
Hydraulic Fracturing so der korrekte Fachausdruck wird bei der Suche nach
Erdgasvorkommen Wasser, das mit Sand und vor allem mit einer geheimgehaltenen Mischung aus
Chemikalien versetzt wird, tief in die Erde gepresst.
Warum dieses Vorgehen auf viel Kritik stößt und gerade in Deutschland erheblichen
Widerstand findet, schildert dieser Thriller unter dem Titel Brennendes
Wasser. Die Teenager Josh, Speedy und Carolyn aus dem norddeutschen Heidestädtchen
Kantheim beobachten beim abseits gelegenen und arg heruntergekommenen Haus des alten
Mathis, dass der seltsame Nackttänze im Wohnzimmer aufführt. Das bringt die Freunde auf
die Idee, den komischen Kauz beim nächsten Mal heimlich mit dem Camcorder zu filmen.
Dabei geht der Alte diesmal zwischendurch zum Wasserhahn, um direkt daraus zu trinken und
es gibt eine gewaltige Explosion, die das Haus total zerstört. Josh wie auch seine
Freundin Caro werden erheblich verletzt, sie aber hat beim letzten Blick durch den
Kamerasucher noch etwas Unfassbares gesehen: als Mathis den Wasserhahn aufdrehte, schoss
daraus eine Stichflamme hervor. Als die beiden Verletzten im Krankenhaus zu sich kommen,
werden die Beobachtungen für Fantastereien gehalten, denn die Kamera mit dem Video ist
verschwunden.
Zur gleichen Zeit dringt in Denver im US-Bundesstaat Colorado der 17-jährige Farmersohn
Gary in die Hauptverwaltung des Energieförderunternehmens National Gas &
Oil ein. Mit vorgehaltenem Revolver zwingt er eine Gruppe von Managern von dem
Wasser zu trinken, das er aus dem Brunnen auf der elterlichen Farm mitgebracht hat. Er
will Rache und an die große Glocke hängen, mit welchen Machenschaften das Unternehmen
seinem Vater Bohrgenehmigungen auf dem Farmland abgekauft hat.
Als daraufhin das Wasser des Brunnens ungenießbar wurde, hatte man die Proteste des
Farmers mit einem offenbar gestellten Gutachten eines angesehenen Instituts als Unsinn
abgetan, nach dem der Genuss des Wasser unbedenklich sei. Der Vater aber hatte sich über
all den Ärger inzwischen zu Tode gegrämt.
Im fernen Toronto hat derweil Robert D. Coldstone ein übles Problem, denn die Nachricht
aus Kantheim über die Gasexplosion könnte sich für die International Energy
Exploration Systems fatal auswirken. Deutschland ist ohnehin das schwierigste
Terrain für den kanadischen Weltkonzern und Coldstone als Manager der Europa-Abteilung
gerät massiv unter Druck, denn der Zwischenfall passierte reichlich nah beim aktuellen
Explorationsfeld. Augenzeugen und womöglich gar Bildbeweise, das hätte verheerende
Folgen für die öffentliche Akzeptanz. Da gilt es mit ganzer Härte durchzugreifen und in
der Wahl der Mittel kennt er keine Skrupel.
Farmersohn Gary droht nach seinem Coup, der die Manager ins Krankenhaus bringt, eine hohe
Gefängnisstrafe. Doch da schreitet die gewiefte Umweltanwältin Gillian Hayes ein und
über sie laufen die drei ohnehin schon spannenden Handlungsstränge des Romans immer mehr
zusammen. Was können die Kritiker des Fracking, dessen Folgen und der Geheimhaltungs- und
Verschleierungspolitik den mächtigen Drahtziehern entgegensetzen? Ja, können sie sich
vor deren Machenschaften bis hin zu kriminellen Bedrohungen überhaupt retten?
Das sei hier nicht verraten, denn das Geschehen läuft längst in hohem Tempo auf ein
dramatisches Finale zu. Erlers knorriger Schreibstil mit deftiger Alltagssprache spricht
Jugendliche ab 14 Jahre auf jeden Fall an, zumal der gesamte Roman ebenso sachlich
fundiert wie absolut filmreif gestaltet ist. Fazit: ein packender Umweltthriller, der mit
seinem aktuellen Thema ein ganz großes Lesevergnügen bietet, das im Übrigen Erwachsene
gleichfalls fesseln wird und außerdem auch Stoff zum Nachdenken ist.
|