MATT BEYNON REES: "MOZARTS LETZTE ARIE"

Wolfgang Amadeus Mozart erklärte Wochen vor seinem frühen Tod, man habe ihn vergiftet. Tatsächlich ranken sich noch heute Gerüchte um sein Ableben durch ein angebliches "hitziges Frieselfieber". Matt Beynon Rees, bekannt durch seine exzellenten Omar-Yussuf-Krimis aus Palästina, hat aus den vielfältigen Vermutungen und Fakten nun eine Art musikalischen Krimi gemacht.

"Mozarts letzte Arie" ist der Roman betitelt und der setzt fast 40 Jahre später ein am Sterbebett von Nannerl, Mozarts Schwester Maria Anna. Sie übergibt seinem Sohn Franz Xaver ein Tagebuch aus der Zeit jener schicksalhaften Zeit. Drei Jahre vor Mozarts Tod hatten sich die Geschwister derartig entfremdet, dass es keinen Kontakt mehr gab und sie ihm sogar das Erbteil des Vaters vorenthielt.

Doch sie waren immer Seelenverwandte gewesen und so liest der Sohn nun mit steigender Spannung, wie seine Tante damals vom Land in das ihr wohlvertraute Wien zurückkehrte und sich in regelrechte Ermittlungen stürzte. Und es sind intensive Einblicke in bewegte Zeiten und das wahrlich nicht nur gesellschaftlich und die grandiose Musik ihres Bruders betreffend. In Frankreich ist die Revolution voll im Gang und die Schwester von Kaiser Leopold II., Königin Marie Antoinette, sitzt mit ungewissem Schicksal im Kerker.

In Wien tummeln sich derweil Geheimpolizei, preußische Spione und es schwirren Gerüchte über Verschwörungen. In die sollen vor allem Freimaurerlogen verstrickt sein und - Mozart ist einer der Ihren! Nannerl erkennt ungeahnte Seiten an ihrem Bruder, die weit über das musikalische Genie hinausgehen. Doch eben seine Musik spielt eine geradezu mystisch-magische Rolle bei all dem, denn seine "Zauberflöte" gilt als geheime Botschaft der Freimaurer mit ihrem misstrauisch von der Obrigkeit verfolgten Bestreben von Gleichheit, Gerechtigkeit und Demokratie.

Wie es Nannerl gelingt, den Verantwortlichen für "Wolferls" Tod zu entlarven, das sind spektakuläre Szenen, zumal erst spät deutlich wird, wer hier Freund und wer Feind ist. Autor Rees knüpft dazu vor realem historischem Hintergrund ein komplexes Geflecht von mysteriösen Beziehungen, das ebenso glaubhaft wie fesselnd geraten ist. Immer wieder erstaunt, welch einzigartige Rolle vor allem Mozarts Musik in diesem hochpolitischen Geschehen spielt.

Rees hat mit "Mozarts letzte Arie" einen wahrlich ungewöhnlichen Krimi geschaffen, der sowohl vom Thema wie mit seinen faszinierend gezeichneten Charakteren überzeugt. Gekrönt wird dieser meisterhafte Historienkrimi zudem mit feinstem Zeit- und Lokalkolorit. Fazit: ein feinsinniges Lesevergnügen für Freunde anspruchsvoller Spannungsliteratur.

 

# Matt Beynon Rees: Mozarts letzte Arie (aus dem Englischen von Klaus Modick); 318 Seiten, Klappenbroschur; C. H. Beck Verlag, München;

€ 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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