JOSH LIEB: „ICH BIN EIN GENIE UND UNSAGBAR BÖSE"

Oliver Watson ist 12, übergewichtig, und seine Eltern wie auch seine Klassenkameraden an der Gale Sayers Middle-School in Omaha, Nebraska, halten ihn für ziemlich dämlich. Dabei ahnen sie nicht im Geringsten, dass „Specki" absolut genial und durch seinen überragenden IQ mittlerweile der drittreichste Mensch der Welt ist. Nur eines wurmt ihn mächtig: dass ihn sein Vater kein bisschen für voll nimmt und auch sonst jegliche Zuwendung vermissen lässt.

Das ist die Ausgangslage für „Ich bin ein Genie und unsagbar böse" von Josh Lieb, ein hinreißend überdrehter Schülerroman von einem Autor, dessen Humorqualitäten bereits unter anderem bei den „Simpsons" erfolgreich fernsehgeprüft sind. Er lässt Olli nun selbst berichten, wie er seinen Vater dazu bringen will, dass er ihn endlich einmal für etwas lobt, ihm Anerkennung zeigt. Wobei klar ist, dass all die Genietaten von Erfindungen und Firmengründungen – Ollis Unternehmen werden von einem Strohmann geleitet und beschäftigen weltweit einige hunderttausend Menschen – weiterhin geheim bleiben müssen. Gegenüber jedermann, der ihn persönlich kennt, außer natürlich dem Strohmann.

Da sich Ollis Vater seit Jahren als ziemlicher Blödmann erwiesen hat, will er ihn mit etwas Einfachem beeindrucken, indem er, der verlachte Außenseiter, sich zum Klassensprecher wählen lässt. Das müsste mit seinen speziellen Möglichkeiten (inklusive verdeckter Bodyguards und Technik à la James Bond!) eigentlich mit links gelingen, zumal: „Man braucht kein Genie zu sein, wenn man von Schwachköpfen umgeben ist." Wer hätte gedacht, dass sich das dennoch schwerer gestaltet als der Aufbau eines Weltimperiums?

Ein typisch amerikanischer Wahlkampf kommt dabei heraus mit Intrigen, herrlichen Abarten von Eitelkeiten, die abstruse Idee von Ollis einziger Helferin Tati, als angeblich Todkranker habe er bessere Chancen, und obendrein die Oberblödel von Lehrern. Echte Unterstützer hat Olli nur in seiner Mom, die zwar einfältig aber furchtbar lieb ist, sowie in Pitbull-Mischlingsdame Lollipop, die genau das Gegenteil aber bestens für Ollis Zwecke abgerichtet ist. Im Übrigen kann er auf allerlei gemeine kleine Geheimwaffen zurückgreifen.

Mehr aber sei hier nicht verraten von dem herzerfrischend subversiven Treiben, in dem der brillante Oliver Watson die Provinz aufmischt und dabei weit entfernt von jeder „political correctness" agiert. Schon die Kapitelüberschriften deuten es an, wenn es zum Beispiel heißt „Kinder sind Ungeziefer". Hinzu kommen schräge Schwarzweiß-Fotos zur Illustration und die wirken gerade durch ihren Amateurstil so authentisch.

Das Alles erinnert zuweilen an Artemis Fowl, ist mindestens ebenso pfiffig, kommt dabei jedoch ohne dessen Fantasy-Schnickschnack aus. Fazit: ein Riesenspaß der boshaften Sorte für Leser ab 12, aber auch für Eltern, die schon immer mal wissen wollten, wie gut sie ihre Kinder wirklich kennen. Abschließend noch eine wichtige Meldung zum Buch – es gibt bereits Filmpläne!

 

# Josh Lieb: Ich bin ein Genie und unsagbar böse (aus dem Amrikanischen von Knut Krüger); 285 Seiten, div. Abb.; cbj Verlag, München;

€ 14,99

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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