CHRISTIAN MÄHR: „ALLES FLEISCH IST GRAS"

Gibt es Schwärzeres als britischen Humor? Aber ja, man widme sich nur einmal einem typischen Austro-Krimi der satirischen Art. Christian Mährs jüngster Roman „Alles Fleisch ist Gras" ist dafür ein herzerfrischend boshaftes Beispiel und so herrlich unmoralisch in seinem Kampf gegen das Böse.

Das beginnt eher betulich, wenn da der Herr Diplomingenieur Galba, angesehener Leiter der Kläranlage Dornbirn, ein wenig erotisch mit seiner Untergebenen Helga fremdelt. Dass er dabei von seinem Angestellten, dem Laboranten Mathis heimlich beobachtet und sogar fotografiert wird, wäre nicht so schlimm, wenn dieser verklemmte Herr nicht auf die fatale Idee käme, Galba erpressen zu wollen. Es kommt zu einem heftigen Auftritt und plötzlich liegt Mathis tot am Ende der Treppe.

In seiner Not besinnt sich der Herr Diplomingenieur auf die technischen Möglichkeiten seiner Anlage und lässt den Leichnam im großen Häcksler verschwinden. Der ist ohnehin dafür aufgestellt, biologischen Abfall so zu zerkleinern, dass er die Umwälzpumpen in den Klärbecken nicht verstopft. Aus Roland Mathis wird somit etwas sehr Nützliches, nämlich Dünger. Herr Galba ist seine Sorge los und niemand hat etwas bemerkt.

Dummerweise taucht nun Nathaniel Weiß in der Kläranlage auf, alter Schulfreund Galbas und mit den Ermittlungen wegen des Verschwindens des Herrn Laboranten befasst. Der pfiffige Kommissar stößt auf Ungereimtheiten und könnte mit sofortigen Untersuchungen der Kläranlage vermutlich klären, was tatsächlich passiert ist. Stattdessen jedoch bedrängt er Galba mit einer ganz anderen, bitterbösen Idee – warum nicht noch mehr Schlechtes in Humus umwandeln?! Wie zum Beispiel den Herrn Stadler, den reichen und ziemlich brutalen Typen, der ihm die Ehefrau ausgespannt hat.

Der gequälte Galba macht notgedrungen mit, hat aber nicht mit dem Gerechtigkeitsdrang des Herrn Kommissars gerechnet, der noch so manchen Schädling der Gesellschaft zu einer sinnvollen Verwendung umzuwandeln beabsichtigt, nachdem er einmal auf den Geschmack gekommen ist. So setzt eine regelrechte Säuberungswelle ein – und mehr sei von diesem Wahnwitz nicht verraten, der obendrein in einem trocken-süffisanten Stil geschrieben ist. Fazit: absurd und abgefeimt wie ein Qualtinger-Text und ein herrlich böses Lesevergnügen.

 

# Christian Mähr: Alles Fleisch ist Gras; 399 Seiten; Deuticke Verlag, Wien; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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