MARK TWAIN: „POST AUS HAWAII"

Wer immer noch meint, Mark Twain (1835-1910) sei nur ein genialer Kinderbuchautor gewesen, liegt gleich doppelt falsch. Zum Einen sind insbesondere „Tom Sawyers Abenteuer" und „Huckleberry Finns Abenteuer" weit mehr als lediglich spannende Bücher über zwei liebenswerte junge Strolche, zum Anderen war Twain unter anderem auch ein hinreißender Reiseschriftsteller..

Zum Beweis liegen pünktlich zum 100. Todestag erstmals seine Reiseberichte von den Sandwich-Inseln unter dem Titel „Post aus Hawaii" auf Deutsch vor. Der umtriebige Samuel Langhorne Clemens, der sich das Pseudonym Mark Twain erst wenige Jahre zuvor zugelegt hatte, verbrachte 1866 vier Monate auf dem Inselarchipel, den wir als Hawaii kennen. Als Reporter für die kalifornische Zeitung „The Sacramento Union" verfasste er in 25 Briefen herzerfrischende Reportagen über Land und Leute.

Hawaii war noch ein unabhängiges Königreich, zugleich trieben sich Scharen von Walfängern und christlichen Missionaren auf den paradiesischen Inseln rum. Was Mark Twain – sein Künstlername bezeichnet übrigens die zwei Faden/3,69 Meter Wassertiefe, die ein Mississippi-Dampfer zum Schwimmen benötigt – hier zusammenträgt über die Eigenarten der Eingeborenen samt ihrem dicklichen König, breitet er mit herrlich bissigem Humor aus. Wenn er ausführt, warum die sonst so freundlichen Insulaner nicht mal 100 Jahre zuvor Kapitän James Cook erschlugen, dann wird das zur blanken Satire und das Genie der späteren Bücher blitzt deutlich hervor.

Die gesamte amerikanische Literatur gründet auf Mark Twain. Davor gab es nichts. Danach ist nie wieder etwas so gut gwesen", urteilte Literatur-Nobelpreisträger Ernest Hemingway über den Urvater des amerikanischen Romans. Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

# Mark Twain: Post aus Hawaii (herausgegeben und aus dem Amerikanischen übersetzt von Alexander Pechmann); 367 Seiten; marebuchverlag, Hamburg; € 24

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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