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KATHY REICHS: „DER TOD KOMMT WIE GERUFEN"

Forensikerin Tempe Brennan ist wieder im Einsatz und ihre Erfinderin Kathy Reichs zeigt auch in ihrem elften Krimi „Der Tod kommt wie gerufen" ihre ganze Meisterschaft als Hochspannungsautorin mit dem absoluten Expertenwissen von Fach. Diesmal langweilt sich Tempe gerade in einem Seminar, als sie zu einem alten Haus im historischen Distrikt von Charlotte, North Carolina, gerufen wird. Dort hat man hinter einer Falltür eine grausige Entdeckung gemacht und schon bald sehnt sich die Gerichtsmedizinerin zurück in ihr ödes Seminar.

In dem alten Gemäuer stoßen die Ermittler nämlich auf allzu gegenwärtige Spuren eines rätselhaften Verbrechens, als sie neben einem Kupferkessel, rituellen Gegenständen und Kerzenleuchtern auch den abgetrennten Kopf einer jungen Frau finden. Während Tempe noch untersucht, wie und wo das Verbrechen geschehen sein könnte, wird in einem nahen Fluss der Torso eines Jünglings gefunden und die satanischen Symbole, die ihm in die Brust geritzt wurden, scheinen auf Umtriebe von Hexen-, Satans- oder Voodoo-Kulte hinzudeuten, für die es in der Region etliche Anhänger gibt. Und doch weisen Anhänger dieser mystischen Gebräuche, die Tempe aufsucht, auf einen entscheidenden Fehler in ihren Annahmen hin - die vorgefundenen Spuren passen in ihrer Gesamtheit zu keinem der bekannten Kulte.

Dann jedoch gerät der Fall außer Kontrolle, denn ein übereifriger Journalist hat eine verdächtig gute Nase dafür, jeweils zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um Fotos zu schießen. Deren Veröffentlichung schürt die Panik, dass Teufelsanbeter die jungen Menschen der Stadt bedrohen. Während Tempe und der rüpelhafte Detektive Slidell noch versuchen, das Ganze in Grenzen zu halten, nutzt der ambitionierte Lokalpolitiker Lingo die Hysterie für seine Zwecke aus.

Die Kampagne des radikalen Evangelisten kostet Tempe sogar fast den Job. Obendrein wird ein Kollege Slidells ermordet und ein Tatverdächtiger regelrecht hingerichtet. Schließlich führt der ebenso undurchsichtige wie hochgradig gefährliche Fall in ein übles Gemisch aus politischer Korruption, männlicher Prostitution sowie religiösen Hetzkampagnen. Dass derweil auch noch Tempes Privatleben völlig durcheinandergerät mit einigen echten Zumutungen, macht es für die Mittvierzigerin auch nicht leichter, ihren klaren Verstand zu behalten.

Das Ganze ist zudem gespickt mit falschen Fährten und die erneut hervorragend gezeichneten Charaktere tragen ebenfalls zu den Qualitäten des Romans bei. Dessen hochdramatisches Finale hier natürlich nicht verraten wird – es gibt Überraschungen und es wird verdammt eng für die Ermittler. Fazit: ein echtes Lesevergnügen nicht nur für die vielen Kathy-Reichs-Fans.

# Kathy Reichs: Der Tod kommt wie gerufen (aus dem Amerikanischen von Klaus Berr); 352 Seiten; Karl Blessing Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)