YAMASHITA/LINDESAY: „DIE CHINESISCHE MAUER"

Die Chinesische Mauer ist zweifellos eines der großartigsten Bauwerke der gesamten Menschheit und das größte einzelne ohnehin. 1987 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, ranken sich viele Geschichten um ihre Errichtung und ihren Zweck. In dem opulenten Textbildband „Die Chinesische Mauer. Geschichte und Gegenwart eines Weltwunders" geben William Lindesay als weltweit führender Experte zum Thema und der preisgekrönte Fotograf Michael Yamashita Auskunft dazu und räumen auch mit einigen Legenden auf.

Lindesay, der auch Vorsitzender der Organisation „International Friends of the Great Wall" ist und die Mauer in ihrer gesamten Länge von heute 6350 Kilometer aus eigenem Augenschein kennt, beschreibt kenntnisreich die Fakten des Mauerbaus. Dabei ist die „Große Mauer" der Oberbegriff für die Verteidigungswälle, die die Dynastien der Qin, der Han, der Nördlichen Qi, der Sui und der Ming im Laufe von fast 1800 Jahren errichteten. Hauptziel war stets der Schutz gegen Barbaren, die dennoch mehrere Kaiserreiche erobern konnten.

Der heute mit dem Begriff Große Mauer bezeichnete Wall, der von Nordkorea durchs ländliche China und die Mongolei bis in die Wüste Gobi verläuft, wo er in der Festung Jiayuguan endet, ist die letzte Variante. Sie entstand während der Ming-Dynastie (1368-1644) und war in ihrer längsten Ausdehnung bis zu 6770 Kilo9meter lang. Lindesay stellt klar, dass sie überwiegend von Soldaten und nicht etwa von Sklaven gebaut wurde. Außerdem habe es sich durch die Raumfahrt als Legende herausgestellt, dass man die Chinesische Mauer sogar vom Mond aus erkennen könne. Die früheste Mauer, die bereits Chinas erster Kaiser Qin Shi Huangdi bauen ließ, lag übrigens fast 100 Kilometer nördlich der heute noch stehenden. Sie entstand ab 215 vor Christus.

Zu den umfassenden Hintergrundinformationen, die ebenso lebendig wie lehrreich dargelegt werden, dokumentieren Texte und Fotos auch die Gegenwart der jetzigen Anrainer mit manch überraschenden Aspketen. Zu den faszinierendsten Erkenntnissen gehört dabei auch die Tatsache, dass das einzigartige Beispiel menschlicher Baukunst lange Zeit ein unbeachtetes Schattendasein führte und zu verfallen und zu überwuchern drohte. Dieser Bildband legt nun ein weiteres hochinteressantes Zeugnis seiner Größe und seiner bewegten Geschichte ab.

 

# Michael Yamashita/William Lindesay: Die Chinesische Mauer. Geschichte und Gegenwart eines Weltwunders (aus dem Englischen von Angelika Feilhauer); 160 Seiten, 102 farbige Abb., Großformat; Knesebeck Verlag, München;

29,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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