KATE THOMPSON: „ZWISCHEN DEN ZEITEN"

Die Einwohner der irischen Kleinstadt Kinvara haben das Gefühl, dass ihnen die Zeit immer schneller verrinnt. Deshalb wünscht sich die Mutter des 15-jährigen JJ zum Geburtstag auch nur ein bisschen Zeit von ihm. Doch dann verschwindet der Abkömmling einer uralten Musikerfamilie bei einem Botengang spurlos für einen ganzen Monat.

Er aber erlebt in diesem Zeitraum nur einen einzigen wundersamen Nachmittag, denn unbeabsichtigt ist er in die Parallelwelt des legendären Tir na nOg geraten, jenem Land der ewigen Jugend, wo die Zeit stillsteht. „Zwischen den Zeiten" heißt die mystisch-fantastische Geschichte, die Kate Thompson in ihrem preisgekrönten Roman erzählt, denn um Zeit, ihr Verrinnen und ihren hohen Wert geht es.

Dem magischen Land der unvergänglichen Jugend und der Unsterblichkeit droht Unheil, denn offenbar gibt es ein Leck, aus dem die vergängliche Zeit der Menschen in die Sagenwelt fließt. Alles was bis dahin von Dauer war, droht nun allmählich aber stetig abzusterben. Durch seine Fertigkeiten als junger Musiker versteht JJ bald, wie die Zeit zwischen den beiden Welten flüchtet, doch er lässt sich durch die Erzählungen von Aengus aus dem Feenreich nur zu gern von der Gefahr ablenken. Während er damit auch versucht, ein quälendes dunkles Familiengeheimnis zu vergessen, spielt der rätselhafte neue Polizist Larry eine seltsame aber bis zum Schluss ungeheuer wichtige Rolle. Mehr sei hier jedoch nicht verraten von den spannenden Geschehnissen.

Beherrscht wird diese sensibel geschriebene Geschichte von viel Musik, die sogar jedes Kapitel per nachhspielbaren Noten eröffnet. Das bezaubert mit Fantasie, überraschenden Wendungen und manch magischen Stimmungen. Die subtil fesselnde Parabel erinnert in ihren geradezu philosophischen Momenten über das Wesen der Zeit an eine Art Momo vor dem Hintergrund irischer Mythologie und dürfte auch erwachsene Leser begeistern.

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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