JÜRGEN TRIMBORN: „RUDI CARRELL"

An seinem 65. Geburtstag sagte Rudi Carrell im Interview: „Ich habe den Deutschen das Lachen beigebracht." Dem ist kaum zu widersprechen, denn als dieser 1934 in Alkmaar geborene Rudolf Wijbrand Kesselaar 1964 hier zum erstenmal im Fernsehen auftritt, kommt er in ein Unterhaltungsentwicklungsland. Innerhalb weniger Jahre krempelt er als wohl größter aller Showmaster die deutsche TV-Unterhaltung um und als er nun wenige Monate vor seinem Tod am 7. Juli 2006 in einer bewegenden Zeremonie die „Goldene Kamera" für sein Lebenswerk entgegennahm, lag eine einzigartige Karriere hinter ihm.

Die ungewöhnliche Lebensgeschichte dieses wohl beliebtesten Holländers in deutschen Landen hat Jürgen Trimborn nun in seinem Buch „Rudi Carrell. Ein Leben für die Show" niedergeschrieben. Der renommierte Biograf hatte das Glück, dabei eng mit Carrell zusammenarbeiten zu können und der sprach erstmals auch offen über sein bewegtes Privatleben, das er bis dahin stets streng abgeschirmt hatte. Freimütig gestand Carrell, dass er als kreatives Arbeitstier ein ziemlich unprivater Mensch war und zugleich seinen Lebenspartnerinnen als flotter Feger allerhand zugemutet hat.

Aber auch vom Showmaster, Entertainer, Schauspieler, Sänger und Produzenten endloser Erfolge erfährt man viel Unbekanntes und manch Überraschendes, insbesondere aus der Zeit vor seiner deutschen Karriere. Immerhin kam er damals als Hollands Fernsehstar Nr. 1 ins Nachbarland, hatte soeben mit einer Eigenproduktion die Silberne Rose von Montreux gewonnen und konnte bereits auf acht Jahre TV-Erfahrung verweisen inklusive eines Auftritts beim Grand Prix d'Eurovision. Talent und Künstlernamen hatte er übrigens von Vater André geerbt, in dessen Fusstapfen als „Kleinkunstartist" er bereits im Oktober 1953 erstmals professionell trat.

Ich bin ein seriöser Spaßvogel", betonte der Workaholic gern, der bei seinem unbändigen kreativen Schaffen stets Unmengen an Bier und Zigaretten benötigte. Die Zusammenarbeit mit ihm galt als schwierig, denn bei dem Perfektionisten war alles Chefsache. Legendär war sein Gespür für Trends, die er setzte statt ihnen nachzulaufen. Bei allem Erfolg blieb Rudi Carrell dennoch ein Star zum Anfassen, der seine Popularität offen genoss. Jürgen Trimborn hat ihm mit dieser sachlich wie menschlich gelungenen Biografie ein würdiges Denkmal gesetzt.

 

# Jürgen Trimborn: Rudi Carrell. Ein Leben für die Show; 573 Seiten, div. Abb.; C. Bertelsmann Verlag, München; € 19,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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