FRANK HEER: "FLAMMENDER GRUND"

Flammender Grund ist der indianische Name für das Death Valley in Kalifornien und "Flammender Grund" ist auch der Titel von Frank Heers Debütroman, der großenteils in dieser grandiosen unwirtlichen Gegend spielt. Man stelle sich dabei ein duchgeknalltes Roadmovie in der Gluthitze des sommerlichen Südwestens der USA vor und die Hauptfigur darin ist wie der Autor ein waschechter Schweizer.

Allerdings ist Ich-Erzähler Viktor Scheichenwartz Deutschlehrer für Ausländer und eigentlich ein Mann ohne Leidenschaften, der sich mit seinen 39 Jahren selbst als langweilig und irgendwie klotzig einstuft. Aber vielleicht passieren ihm ja gerade deshalb solch schrille Dinge. Schließlich wissen Eingeweihte: die Scheichenwartz-Buben tun manchmal Unbegreifliches. So bricht Viktor bei Nacht und Nebel auf in die USA wegen einer Postkarte, die mit 92 Jahren Verspätung bei seiner Oma eintrifft. Sie kommt vom ausgewanderten Urgroßvater, der 1907 irgendwo in Nevada verschwand.

Auf der Suche nach den Gebeinen hat er bald eine ständig zugedröhnte Begleiterin an seiner Seite, doch irgendwie bleibt die Verliebtheit in die rotblonde Jade unerfüllt. Stattdessen plagt ihn seine Hand, an der ein abgebissenes Fingerglied fehlt, das mit seiner daheim verschwundenen Schülerin Nadja zu tun hat. Immer wieder springen seine Gedanken fast so schnell, wie er von einer Malaise in die nächste gerät und das Pech klebt ihm permanent an den Fersen. Da ist dann auch die Begegnung mit dem selbst ernannten Häutpling von Rhyolite in der Wildnis von Nevada sehr speziell, aber immerhin – der kennt tatsächlich das Grab von Anton Wilhelm Scheichenwartz, der ein Mörder, Tor und Taugenichts war!

Doch in der Backofenglut fließen Wahnsinn und Wirklichkeit ineinander über und selbst eine unverhoffte Karriere als fünftklassiger Schlagersänger im gar nicht so fernen Spielerparadies Las Vegas macht alles nur noch abgedrehter. Viktor greift auf diesem Endlostrip notfalls auch mal zur Waffe, denn eines mochte er noch nie: Probleme....

Und je mehr man erfährt, desto verrückter wird es in dieser Story, die nach einer Verfilmung geradezu schreit. Der Humor ist so trocken wie das Death Valley und wer eine gut komponierte wunderbar skurrile Story zu schätzen weiß, wird hier bestens bedient.

 

# Frank Heer: Flammender Grund; 191 Seiten; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 17,95

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bel 348 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de