MICHAEL OMASTA (u.a./Hrsg): "PETER LORRE"

Früh verspürte der am 26. Juni 1904 in Österreich-Ungarn geborene Laszlo Löwenstein den Drang zum Theater und so wechselte der junge Wiener Banklehrling bald zur Bühne. Schnell machte er als Peter Lorre Karriere und dies besonders in Berlin. Mit einem Schlag weltberühmt wird er 1931 durch die Hauptrolle in Fritz Langs "M – eine Stadt sucht einen Mörder". Es sind dieses melancholische Kindergesicht mit den traurigen Glupschaugen und die schleichend sanfte Stimme, die diesen größten aller kleinen Schauspieler so unvergesslich machen.

Zu seinem 100. Geburtstag liegt nun das biographische Erinnerungsbuch "Peter Lorre. Ein Fremder im Paradies" von Michael Omasta, Brigitte Mayr und Elisabeth Streit als Herausgebern vor, das mit vielen Essays, Aussagen von Zeitzeugen und Recherchen das Charakterbild eines selbst in kleineren Rollen faszinierenden Darstellers zeichnet. Mit seiner "irreführenden Sanftmut" prägte er manche Kriminellen-Rollen und schaffte es, dennoch einen Hauch von Mitleid zu erzeugen, man denke nur an seine gequälte Täter/Opferrolle des Dr. Einstein in "Arsen und Spitzenhäubchen".

Der jüdische Schauspieler, den Graham Greene als Genie bezeichnete und den Bertolt Brecht liebend gern in großen Rollen auf die Bühne gestellt hätte, war Anfang 1933 einer der ersten Emigranten aus Nazi-Deutschland und er wurde auch der erfolgreichste von ihnen in Hollywood. Wie kein Anderer entledigte er sich des Fremdseins dort, indem er überzeugend den Ausländer mimte und mit dem asiatischen Mr. Moto führte er sogar eine richtige Filmserie zum Erfolg.

Hatte er mit "M" 1931 quasi einen Vorboten der Nazi-Herrschaft dargestellt, zog er mit seiner einzigen, 1951 in Deutschland gedrehten Regiearbeit "Der Verlorene" ein meisterhaftes Resümee dieser Zeit, hochgelobt aber kommerziell erfolglos. Um so vielfältiger waren Lorres Erfolge in weiteren Filmen, mit Hörspielen, Radiosendungen und auch im Fernsehen. Immer wieder überzeugte diese Glaubwürdigkeit seines Spiels und zahlreiche Anekdoten erzählen von seinem ausgeprägten Witz und Charme. Dieses Buch macht verständlich, warum dieser bescheidene, liebenswürdige Schauspieler zur unvergessenen Kultfigur werden konnte. Unter den Autoren der Beiträge finden sich große Namen und verdienstvoll ist auch die Fülle der teils noch unveröffentlichten Fotos.

 

# Michael Omasta, Brigitte Mayr, Elisabeth Streit (Hrsg): Peter Lorre. Ein Fremder im Paradies; 271 Seiten, div. Abb.; Paul Zsolnay Verlag, Wien; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

Dieses Buch bei Amazon.de bestellen.


Kennziffer: Bio 158 - © Wolfgang A. Niemann - www.Buchrezensionen-Online.de