ASTA SCHEIB: "DER AUSTERNMANN"

Als Veterinärwissenschaftler ist der attraktive Jochen Osthaus erfolgreich, er wohnt mit der schönen Lili und den beiden kleinen Kindern in einem geerbten großen Haus in München. Als ihn die Ehefrau scheinbar plötzlich verlässt, ist es ein Schock. Doch nicht er erste, denn auch seine Jugendliebe Georgia verließ ihn seinerzeit sehr abrupt. Dennoch bleibt Osthaus stumm wie schon immer, zieht nur wieder die linke Schulter hoch und schweigt wie eine Auster.

"Der Austernmann" heißt dieser Roman von Asta Scheib, denn schon in der Schule wurde Osthaus entsprechend gehänselt. Was wie die Ursache seiner Beziehungsprobleme erscheint, ist allerdings eher die Wirkung von Verhaltensmustern, die ihn schon als Kind zum Fast-Autitisten gemacht haben. Sein Vater, ein bräsiger Banker, hat stets seine unsympathische Schwester Bea verhätschelt, während er übel niedergemacht und oft genug auch wegen Nichtigkeiten geschlagen wurde.

Die Mutter stand zwar auf Jochens Seite, ohne sich aber wirklich für ihn einzusetzen oder ihn zu verteidigen. Der Einzige, der ihm Liebe entgegenbrachte, war der ferne und doch offenbar so ähnliche Großvater mütterlicherseits. Dessen überraschendes Erbe wird zur entscheidenden Lebenshilfe für ihn und auch beruflich folgt der junge Mann dem Verehrten. Nun aber gerät alles durcheinander und die Unfähigkeit, Dinge auszusprechen, wird zur zerstörerischen Kraft, zumal auch Lili ihre seelischen Verwundungen aus der Jugend nie ganz verarbeitet hat. Wie schon damals auch Georgia nicht.