ELEANOR HERMAN: "IM BETT MIT DEM KÖNIG"

Eine ebenso spannende wie unterhaltsame Lektüre ist die Chronique Scandaleuse, die die amerikanische Journalistin Eleranor Herman über die hohe Zeit der Mätressen verfasst hat. "Im Bett mit dem König" schwelgt in mancherlei dramatischen Geschichten, die teils Stoff für opulente Historienromane und Verfilmungen wurden, aber – dies ist ein Sachbuch und jede der Abhandlungen authentisch.

Die Blütezeit der Mätressen setzte im 15. Jahrhundert ein und dank Buchdruckerkunst und immensem Briefverkehr ab der Renaissance gibt es eine Fülle von Quellen über Aufstieg und Fall solcher Damen wie Madame de Pompadour, der wohl berühmtesten aller Kurtisanen. Die erste von Bedeutung aber war Agnès Sorel, die den mickrigen König Karl VII um 1450 so auf Trab brachte, dass dieser sich aufraffte, um die Engländer aus Frankreich zu vertreiben. Franz I (1494-1547) verlieh seiner Favoritin als erster den offziellen Titel 'maîtresse en titre' und diese hatte seither eine zuweilen erstaunliche Machtfülle in Frankreich, das wiederum Vorbild für viele europäische Herrscher wurde. (Nur Spanien war zu katholisch für so etwas.)

Manche der Mätressen waren über viele Jahre in 'Amt und Würden' und es ist kaum übertrieben zu sagen, dass die Pompadour 19 Jahre lang quasi die heimliche Herrscherin Frankreichs war. Ihr Erfolg beruhte jedoch nicht auf Schönheit und Charme allein, vielmehr galt sie als intelligent, warmherzig und fleißig und konnte den virilen Louis XV so lange an sich fesseln, obwohl sie frigide war. Ohnehin war gute Unterhaltung des Herrschers fast immer ausschlaggebend und nicht Attraktivität allein. Schließlich waren königliche Ehen selten von persönlichem Glück begleitet sondern dynastisch oder politisch ausgehandelt. Viele der Damen stiegen auf seltsamen Wegen zu Ruhm und Einfluss auf. Waren sie clever genug, konnten sie reich dabei werden. Wahrhaft dramatisch aber waren jene Intrigen der 'amtierenden' und der ehrgeizigen nachdrängenden Mätressen untereinander. Bezeichnend häufig ist die Mischung aus Schönheit, Habgier und schillerndem Charakter, jedoch wagten nur wenige, statt ständiger guter Laune einmal die Krallen zu zeigen. Beispiele wie die mannstolle Gräfin Castlemain, Hauptmätresse des unersättlichen Charles II, sind eher Ausnahmen, wenngleich ausgesprochen interessante in ihrem Gebahren.

Was ja nicht ungefährlich war, denn ein Wink des Herrschers bedeutete die Verbannung. Schlimmste Feinde waren denn auch das Altern und der Tod des Gönners, dem stets die Verjagung vom Hofe folgte. Die Zeit der mächtigen Mätressen endete unterm Fallbeil der Französischen Revolution mit Madame du Barry. So ist dieses Buch wegen des oft direkten Einflusses der Mätressen auf die Politik ihrer Herren auch ein aufschlussreiches historisches Porträt, das mit dem Erforschen der Boudeauirs zugleich erstaunliche Einblicke hinter die Kulissen der Mächtigen ermöglicht.

Die gründliche Recherche sowie die durchschimmernde Ironie machen diese Geschichte der großen europäischen Mätressen zu einer gelungenen Wissensvermittlung von ebenso seriöser wie amüsanter Delikatesse.

 

# Eleanor Herman: Im Bett mit dem König (aus dem Amerikanischen von Ebba Drolshagen); 303 Seiten, div. Abb.; Krüger Verlag, Frankfurt; € 19,90

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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