THIERRY JONQUET: "DIE UNSTERBLICHEN"

Thierry Jonquet gilt als einer der erfolgreichsten französischen Krimiautoren, sein jüngster Roman "die Unsterblichen" ist jedoch weit mehr als ein Krimi, er fesselt mit der düster-morbiden Faszination eines überaus mythischen Thrillers.

Alles beginnt mit dem Job, den die junge Krankenschwester Anabel mit Widerwillen als einzige Chance nach ihrer Gefängnisstrafe annimmt bei Brad, dem exzentrischen Piercing- und Tattoo-Künstler. Als der sie aber auch noch bei den Sex-Orgien reicher Leute als Gehilfin einsetzt, kündigt sie entnervt. Und wird prompt vom ebenso sympathischen wie geheimnisvollen Monsieur Jacob für dessen Bestattungsinstitut engagiert. Er sagt einmal von sich, "er übe den Beruf des Leichenbestatters seit jeher aus", zugleich wird sie seine Assistentin für seine Forschungen über das Mysterium des Todes und dessen Überwindung.

In überaus raffinierter Dramaturgie wird parallel dazu der strahlenkranke ukrainische Auftragsmörder Oleg zu einer nach Folterungen im Kindesalter verkrüppelten reichen Dame beordert. Sie setzt ihn an auf Ruderi, der sie vor 40 Jahr ins Unglück brachte, denn der wird nun aus dem Gefängnis entlassen. Nicht nur Rache will sie sondern auch herausfinden, wer dieses Monstrum von Mensch wirklich ist. Schier unfassbar ist dann für Oleg, wie die anfangs betagt wirkende Zielperson sich in kurzer Zeit zu verjüngen scheint. Und es scheint eine Verbindung Ruderis zu Monsieur Jacob zu geben....

Das Geschehen, das teils mit drastischen Darstellungen aufwartet und zuweilen von erschreckender Kälte ist, entwickelt ungeahnte Dimensionen von geradezu philosophischen Ausmaßen. Nicht weniger als ewiges Leben und das Sterbenkönnen spielen eine zentrale Rolle und selbst die umstrittenen Körperwelten Gunther von Hagens finden da einen kleinen Platz. Der Roman ist spannend, geheimnisvoll, vielschichtig und trotz manch scheinbar abwegiger Fakten fast realistisch. Wer sich darauf einlässt, erlebt ein gut geschriebenes, hintersinniges Lesevergnügen, für sensible Feingeister allerdings sind "Die Unsterblichen" weniger zu empfehlen.

 

# Thierry Jonquet: Die Unsterblichen (aus dem Französischen von Holger Fock); 384 Seiten; Hoffmann und Campe, Hamburg; € 21,90 WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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