JAMES HENKE: "JOHN LENNON. DIE LEGENDE"

Wenn Yoko Ono erklärt, John Lennon sei einer der Helden des 20. Jahrhunderts gewesen, dann muss man nicht einmal ein Beatles- oder John Lennon-Fan sein, um dem zuzustimmen. Wie sehr der Satz stimmt, entdeckt man Seite für Seite in dem großartigen Erinnerungsbuch "John Lennon. Die Legende", das James Henke verfasst hat. Der Kurator der Rock & Roll Hall of Fame und langjährige 'Rolling Stones'-Journalist hat damit eine Biographie geschaffen, die dank über 40 Faksimiles von Erinnerungsstücken und vieler kaum bekannter Fotos zugleich eine Fundgrube zur Beatles-Ära ist.

Da finden sich originalgetreue Kopien etlicher Songtexte, Tickets zu den Beatles-Filmen und selbst vier farbechte 'Color-Photos' aus Zeiten der Beatlemania, die man damals zusammen mit Kaugummi kaufen konnte. Für echte Lennon-Fans aber dürfte vor allem die beigefügte CD ein besonderer Schatz sein, denn sie enthält unter mehreren Interviews auch jenes vom 8. Dezember 1980, dem Tag, als John Lennon vorm Dakota Building erschossen wurde. Dem folgt dann seine Hymne "Imagine" in einer eigentümlich berührenden Live-Version von 1972.

Doch dieses großformatige Buch im Schuber ist auch eine ernst zu nehmende Biographie des Ausnahmekünstlers. Man liest von den Anfängen, wie er 1957 mit der Gründung der 'Quarry Men' den Grundstein der Beatles legt und wie die Pilzköpfe von 1962 bis 1965 aus Liverpooler Kellerclubs in den Olymp zum Ruhm als größte Popgruppe aller Zeiten emporschießen. Stets ist John der ideenreichste, der jedoch auch mit sarkastischem Humor verletzen kann. Der liegt in seiner Jugend begründet, als er bei der ernsten Tante Mimi aufwuchs und ein lesewütiger aber schlechter Schüler war.

Erst mit 14 entsteht eine Beziehung zu Mutter Julia, die dann jedoch entscheidende Impulse gibt, als sie ihm das Banjo ihres Großvaters schenkt. Um so traumatischer ist sein Schock, als sie im Sommer 1958 tödlich verunglückt. Mindestens ebenso bedeutsam ist dann im November 1966 die Begegnung mit der japanischen Künstlerin Yoko Ono, die sein Leben grundlegend verändert aber auch das der Beatles als Gruppe entscheidend beeinflusst. Vieles von der Faszination wird verständlich, die das vor Ideen übersprudelnde Musikgenie und die innovative und offensichtlich absolut seelenverwandte Künstlerin für einander empfinden.

Das Buch ist eine eindrucksvolle Biographie John Lennons und eine hinreißende Entdeckungsreise durch sein Leben, die seinen immensen Schaffensprozess als Musiker, Schriftsteller, Poet, Filmregisseur und bildender Künstler ahnen lässt. Zur Abrundung empfiehlt sich dazu die parallel erschienene DVD "Lennon Legend. The very Best of John Lennon", die außer 20 seiner größten Hits auch Videoclips u.a. zu "Working Class Hero" und "Imagine" und weiteres seltenes Material enthält. Zumindest aber sollte man zum Buch die gleichnamige CD hören.

 

 

 

# James Henke: John Lennon. Die Legende (aus dem Amerikanischen von Christian Kennerknecht); 64 Seiten, div. Abb, div. Faksimiles, 1 Interview-CD, im Schuber; Goldmann Verlag, München; € 49,90

Lennon Legend. The very Best of John Lennon; DVD, 100 Min.; EMI

Lennon Legend. The very Best of John Lennon; CD, 20 Songs, ca 78 Min.; EMI

WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)

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