KATRIN BURSEG: "DER MOMENT"

"Der Moment" hat die Journalistin Katrin Burseg eine Sammlung von Kurzbiographien genannt, in denen Prominente erzählen, welcher Augenblick oder welches Ereignis ihr Leben und ihre Karriere geprägt hat. Es ist jener entscheidende Schwenk im Leben, durch den eine neue Richtung eingeschlagen wird.

Nicht immer ist er so greifbar drastisch wie bei der SPD-Politikerin Renate Schmidt, die mit 17 wegen ihrer Schwangerschaft vom Gymnasium verwiesen wurde. Ein geradezu frauenfeindliches Bewerbungsgespräch wirkte tief bohrend bei Rita Süssmuth, die es dann erst zur Professorin und später bis zu höchsten Staatsämtern brachte, wobei sie Frauenrechte dabei stets intensiv vertrat. Druck, Einengung, Demütigungen sind auffallend oft die Triebfeder für Wendepunkte im Leben der Prominenten. Da entflieht der 18-jährige Hellmuth Karasek am Tag nach dem Abi der Enge der noch stalinistischen DDR, DGB-Chef Michael Sommer hat nie die Ablehnung durch seinen Erzeuger vergessen und erlebte den "Moment in einer anderen Dimension", als er auf einer Protestkundgebung sein eigenes Charisma entdeckte.

Manche magischen Momente wiederum werden eher zögerlich angenommen wie von Andreas Fritzenkötter, dem lange erfolgreichen PR-Chef von Bundeskanzler Kohl, der als junger Journalist erst zögerte, als man ihm 1989 zunächst das Amt des CDU-Pressesprechers anbot. Und auch Dominique Horwitz entschied sich erst zur Schauspielkarriere, nachdem er seinen ersten Film erfolgreich abgedreht hatte. Nach dem Abi war der Sohn von Exiljuden erst Verkäufer im Berliner KaDeWe und geriet eher zufällig ins Casting für die Rolle des Judenjungen Max in "Eine Jugendliebe". Britta Steilmann wiederum hatte ihr Aha-Erlebnis in der kanadischen Wildnis, das sie zur "Öko-Managerin des Jahres" werden ließ und ihr mit 29 bereits das Bundesverdienstkreuz einbrachte.

Aber auch "vollkommen ungeplante" Karrieren werden geschildert wie die des Ulrich Wickert. Gar nicht auf Seriosität getrimmt und quasi zufällig beim Journalismus gelandet, machte er seinen Weg zum beliebten "Mr. Tagesthemen" und das als damals unbekannter Nachfolger des großen Hans-Joachim Friederichs. Das Kompendium bietet 33 sehr unterschiedliche aber durchweg interessante Karriereschilderungen und nicht allen Prominenten war bei der Befragung sogleich bewusst, welches denn "der Moment" gewesen war.