WOLFGANG HILBIG: "BILDER VOM ERZÄHLEN"

Als Wolfgang Hilbig am 31. August 2001 seinen 60. Geburtstag beging, feierte ihn der Verlag mit dem bibliophilen Lyrikband "Bilder vom Erzählen" im Großformat, angereichert mit Radierungen von Horst Hussel und in limitierter Auflage. In diesem Herbst nun wird Hilbig Träger des Georg-Büchner-Preises 2002 und damit endgültig aufgenommen in den Adel der zeitgenössischen deutschsprachigen Klassiker.

Sein Verlag würdigt diese längst verdiente Ehre, indem er "Bilder vom Erzählen" erneut und jetzt in einer vereinfachten Ausführung für ein breiteres Publikum herausbringt. Für niemanden soll es unerschwinglich sein, diesen Poeten der großen Sprachgewalt und der Gedanken, Bilder und Metaphern eines wahren Meisters kennenzulernen. Mit tiefem Ernst durchschreitet er immer wieder andere Welten von geheimnisvoller Vertrautheit "und ich wache und wandle und träume doch nur" und stets ist er "schlaflos wie das Meer".

Einst zu Zeiten als Heizer in der DDR sagte er, er versuche, die schweigende Hölle mit Wörtern zu füllen, und er tat es als ein Lyriker der Moderne, dennoch aber voller Erdenschwere, ein nachtdunkler Traumwandler und so gern dem Meere lauschend. Da entstehen dann Zeilen, die in den Bann schlagen, schwer von Bedeutung, rauschhaft, tiefsinnig, abgründig, und es überkommt ihn in "Nach der Prosa" die dunkel-mystische Ahnung: "Selbst mein Vergängnis wird mich bald verlassen." Doch der bereits mit vielen Preisen geehrte Meister von Lyrik und Prosa gibt auch der Leidenschaft Raum, wenn er geradezu selbstvergessen, traumverloren die "Mondsüchtige Tarantella" besingt.

Die 30 Gedichte der "Bilder vom Erzählen" gehören gewiss zum Schönsten, was die zeitgenössische deutschsprachige Lyrik zu bieten hat. Wolfgang Hilbigs Wortgewalt und moderne Sprache reihen ihn ein unter jene Großen wie Octavio Paz und Pablo Neruda, auch wenn er düsterer ist als sie, weniger beschienen von deren südländischer Lebensfreude, ein Einsamer aus dunkleren Gestaden.