HARALD MARTENSTEIN: "WACHSEN ANANAS AUF BÄUMEN?"

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Harald Martenstein, Journalist mit spitzer Feder und selbst kampferprobter Vater eines neunjährigen Wonneproppens, widerspricht dem in seinem unverzichtbaren Erziehungsleidfaden "Wachsen Ananas auf Bäumen?" Es sei schön, Vater zu sein und für manchen Mann die letzte Chance, erwachsen zu werden.

Das Problem mit dieser teilweise unberechenbaren selbst erzeugten Kreatur ist unüberschaubar, doch dieses Büchlein mit dem hoffnungsfroh stimmenden Untertitel "Wie ich meinem Kind die Welt erkläre" hilft ein wenig durch die Minenfelder der Erziehung. Wie zum Beispiel gestalte ich den real-existierenden Alltagshorror mit Kindern aus anti-autoritär verschwiemelten Kleinstfamilien? Sich ständig einzureden, dass Kinder doch immer wieder Freude machen, nützt da nur bedingt, man muss schon verdammt viel Glück haben.

Beim eigenen Spross macht man sowieso alles ganz anders und viel besser. Da gilt es die Lücke zwischen dem Eltern- und dem Kindeswillen zu überbrücken, wenn es um die Mengen des Fernsehens geht. Oder man muss die Folgen zu bedenken, mit Siebenjährigen bereits Monopoly zu spielen und Preise auszusetzen. Wichtig ist auch, welche Musik richtig oder folgenreich falsch ist und welchen Umgang welches Haustier am ehesten überlebt.

Ein Generalthema ist in allen Generationen, wie man Gemüse in ein Kind hineinbekommt. Die Erfahrung beweist, dass Lügen und Betrügen in diesem - natürlich ausschließlich in diesem für die Gesundheit so relevanten Bereich! - zwingend zu den wenigen erfolgreichen Methoden gehören. Ansonsten empfiehlt der Autor Tolernaz und seine diesbezügliche spitzfindige Abhandlung lässt auch vermeintlich Abgebrühte ahnen: so viel Toleranz muss man erst einmal tolerieren können, wie eigentlich nötig wäre.