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BILL GATES: „SOURCE CODE/> - MEINE ANFÄNGE“
„Ich nahm mir vor, eine Version der BASIC-Programmiersprache für den neuen Computer zu schreiben“. Es war das Jahr 1971 und das Gerät war ein 36 Kg schwerer Koloss mit kaum 16 Kilobyte Arbeitsspeicher und der Junge, der sich daran machte, war noch keine 16 Jahre alt.
Bill Gates erzählt von diesem Computer, der leihweise in seiner Schule stand und für den er einen solchen Code auf einer Wanderung mit Freunden in den verschneiten Bergen analysierte. Diese Begebenheit gehört zu der Autobiografie die der Tech-Pionier jetzt unter dem schlichten Titel „Source Code/> - Meine Anfänge“ herausgebracht hat.
Während Source Code übersetzt „Quellcode“ bedeutet, also die Grundlage jeglicher Computerprogramme, ist der zweite Teil des Titels wörtlich zu nehmen. Gates beschreibt in diesem ersten Band seine Kindheit und Jugend bis zu jenen Tagen, als er mit kaum 20 Jahren mit seinem Freund Paul Allen „Micro-Soft“ gründet (damals noch mit Bindestrich!).
Gates wuchs in einer wohlhabenden Familie der Mittelschicht in Seattle im Nordwesten der USA auf, der Vater angesehener Rechtsanwalt, die Mutter ein prägender Mittelpunkt mit hohen Ansprüchen, so dass sie den Jungen zur Leistung antrieb. Allerdings entwickelte sich das dauergrinsenden Baby zu einem kleinen Rebellen mit einer seltsamen Mischung aus hohem IQ, Arroganz, Aufbegehren und Unsicherheit. Gates sagt selbst von sich, dass er in unseren Tagen wohl als Autist eingestuft worden wäre.
Um so segensreicher erwies es sich für den Jungen, dass die Eltern willens und in der Lage waren, ihn zur privaten Lakeside-Schule zu schicken. Dort ging es liberal und tolerant zu und die Schüler wurden mit vielen Freiheiten und Förderung gelenkt. Was für diesen überaktiven und widerspenstigen Sonderling, der einerseits anspruchsvolle Kartenspiele und andererseits das Grübeln und Ideenaustüfteln dem üblichen Zeitvertrieb der meisten Jungen vorzog.
„Sehr früh wussten meine Eltern, dass der Rhythmus meines Geistes anders war als der anderer Kinder“, erklärt Gates dazu ganz ohne Dünkel. Gleichwohl begeisterte er sich nicht nur früh für die massive aufstrebende Computertechnik, er hatte trotz allem Freunde.
Allen voran Kent Evans, dessen Tod bei einem Kletterabsturz den Teenager hart trifft und bis heute bewegt. Andererseits ist da Schulfreund Paul Allen, später Mitbegründer von Microsoft, mit dem er 1971 erstmals an einem PDP-Computer Auswertecodes ausbaldowert. Wobei Gates als ausgewiesener Nerd mit den üblichen Teenager-Freuden mit Mädchen, Drogen und Pop-Kultur wenig im Sinn hat.
Noch während der ersten Jahre an der Elite-Universität Harvard haben er und Allen einen neuen Computer vor sich und mit dem Auswertecode von 1971 legen sie an ihm „den Grundstein für eines der größten Unternehmen der Welt und den Beginn eines neuen Industriezweigs.“
Auf Briefpapier von Microsoft bat er Anfang 1977 um eine Beurlaubung vom Studium, kehrte jedoch nie wieder nach Harvard zurück. Diese Lebensphasen aber einschließlich des kometenhaften Aufstiegs bis hin zum Tech-Milliardär und späteren Philanthropen wie auch das Privatleben ist zwei weiteren Bänden vorbehalten, die Gates gegen Ende ankündigt.
Der geniale Kopf schreibt sehr persönlich und dabei angenehm uneitel. Das meiste liest sich recht spannend, wenngleich manche Passagen gern auch hätten etwas gestrafft werden können.


# Bill Gates: Source Code/> - Meine Anfänge (aus dem Amerikanischen von Henning Dedekind, Ursula Held, Karsten Petersen, Hans-Peter Remmler und Sigrid Schmid); 384 Seiten, div. Abb.; Piper Verlag, München; € 24
WOLFGANG A. NIEMANN (wan/JULIUS)